KSW 54 PREVIEW
Am 29. August geht Europas spannendstes MMA Format in die nächste Runde. In der zweiten Veranstaltung seit der Corona Pause warten acht spannende Duelle auf die Fans aus aller Welt. KSW wurde 2004 in Polen gegründet und bringt seitdem brutal spannende Fight-Events an den Mann. Qualität statt Quantität und Duelle auf Augenhöhe stehen auch diesen Samstag wieder auf dem Programm. Grund genug sich die einzelnen Gefechte mal im Detail anzusehen. Kleiner Spoiler: Das gesamte Event mit Experte Raoul Tedeschi und mir am Mikrofon gibt es live auf bildplus. Los geht es am Samstag um 20 Uhr Deutscher Zeit.
FIGHT 1: Sebastian Rajewski versus Armen Stepanyan - Leichtgewicht
Der 28 Jahre junge Sebastian Rajewski hat einen Lauf. Zuletzt hat der Mann aus Polen vier Gefechte in Folge für sich entschieden und ist somit seit Anbeginn des Jahres 2019 ungeschlagen. Dasselbe gilt allerdings auch für seinen Kollegen Armen Stepanyan, der allerdings im letzten Jahr nur zweimal im Käfig stand. Der ARMENIEN LION ist vier Jahre jünger als sein Kontrahent und gegen Rajewski alles andere als ein Außenseiter. Im Duell der 1,75 Meter großen Männer erwarten wir nichts anderes als ein Gefecht auf Augenhöhe. Der Sieger dürfte sich für größere Aufgaben bei KSW empfehlen.
FIGHT 2: Adam Niedźwiedź versus Kacper Koziorzębski - Mittelgewicht
Sunnyboy Adam Niedźwiedź hat seit 2017 nicht mehr verloren. Er stand allerdings in diesem Zeitraum auch nur in zwei nennenswerten Kämpfen. Der 26-jährige Pole bringt knapp 84 Kilo auf die Waage und kann in seiner MMA Karriere eine starke Bilanz von sieben Siegen bei nur drei Niederlagen aufweisen. Sein Kontrahent und Landsmann Kacper Koziorzębski steht bei sechs Siegen und zwei Niederlagen und wirkt nach vier Siegen in Folge in Topform. Auch hier wird es in einem knappen Duell darum gehen, sich für höhere Aufgaben bei KSW zu empfehlen.
FIGHT 3: Łukasz Rajewski versus Bartłomiej Kopera - Leichtgewicht
Mit Lukasz Rajewski steigt am Samstag ein KSW Veteran in den Käfig. Mit insgesamt fünf Teilnahmen an Europas größter MMA Veranstaltung macht ihm an Erfahrung so leicht keiner was vor. Er wird am Samstag definitiv alles geben seine bisherige KSW Bilanz von zwei Siegen und drei Niederlagen wieder ausgeglichen zu gestalten. Sein polnischer Landsmann Bartłomiej Kopera wird ihm die ganze Sache aber nicht leicht machen. Der 27-jährige hat zuletzt bei KSW 47 und 42 nach Punkten verloren und brennt darauf die Niederlagen wieder wett zu machen. Da beide Athleten im Jahr 2020 noch nicht im Ring standen braucht es quasi einen Blick in die Kristallkugel um das Duell vorherzusagen. Auch hier gilt das KSW-Motto: Duelle auf Augenhöhe.
FIGHT 4: Paweł Polityło versus Bogdan Barbu - Bantamgewicht
Dreimal KSW, zweimal verloren. So lautet die wenig zufriedenstellende Bilanz von Pawel Politylo in seiner bisherigen KSW Karriere. Vor allem die knappe Punktniederlage gegen Antun Racic bei KSW 49 dürfte dem POLISH EAGLE wenig geschmeckt haben. Sein rumänischer Kontrahent Bogdan Barbu hatte bisher erst einmal die Ehre bei Europas MMA Primus. Auch er ging als Verlierer aus dem Käfig. Für die 61 Kilo schweren Männer steht, aufgrund der Vorgeschichte, nicht weniger als ihre Zukunft als Fighter auf dem Spiel. Eine Niederlage kann sich im Duell am Samstag definitiv keiner erlauben.
FIGHT 5: Maciej Kazieczko versus Karlo Caput - Leichtgewicht
Der Pole Maciej Kazieczko hat in letzter Zeit alles getan um seine einzige schmerzhafte Niederlage bei KSW 41 zu vergessen. Im Dezember 2017 unterlag er Gracjan Szadzinski durch K.O. Seitdem hat sich der 27-jährige allerdings eindrucksvoll zurückgemeldet und bei KSW 43,47 und 52 Gefechte für sich entschieden. Sein Gegner ist der CROATIAN COWBOY Karlo Caput. Relativ kurzfristig eingesprungen, gibt der 1,82 Meter große Caput sein KSW Debüt. Gegen Kazieczko geht er dabei als Außenseiter in den Käfig.
FIGHT 6: Michał Andryszak versus Michał Kita - Schwergewicht
Die schweren Jungs geben sich im sechsten Kampf des Abends die Ehre. KSW Veteran Michal Andryszak will dabei den 22ten Sieg seiner MMA-Karriere feiern. Bei seinen letzten beiden Teilnahmen an KSW musste der zwei Meter Koloss allerdings schmerzhafte Niederlagen hinnehmen. Sein Kontrahent Michal Kita ist fast 15 Zentimeter kleiner als Andryszak und hat seit mehr als drei Jahren nicht mehr bei KSW gekämpft. Das polnische Schwergewicht mit dem für sich selbst sprechenden Kampfnamen MASAKRA geht als Außenseiter in das Gefecht. Doch wie heisst es so schön: Im Schwergewicht kann alles passieren!
FIGHT 7: Izu Ugonoh versus Quentin Domingos - Schwergewicht
Izu Ugonoh gibt am Samstag sein MMA-Debüt. Warum er trotzdem der Favorit ist, zeigt ein Blick in seinen Boxrekord. 18 Siege und zwei Niederlagen, eine davon gegen den ehemaligen TOP 10 Schwergewichtler und Deontay Wilder Herausforderer Dominic Breazeale. Der Pole Ugonoh ist also MMA-technisch sowas wie eine Wundertüte. Zuletzt verlor er im Boxring im Juli 2019 gegen seinen Landsmann Lukasz Rozanski. Der Mann mit ebenfalls nigerianischen Wurzeln, wird am Samstag jedenfalls bis unter die Haarspitzen motiviert sein. Ein erfolgreiches Debüt ist sein klares Ziel. Mit dem Franzosen Quentin Domingos liegt da allerdings noch ein ganz schwerer Brocken im Weg. Domingos gibt ebenfalls sein KSW Debüt und will alles tun um seine erste MMA Niederlage aus dem Oktober 2019 vergessen zu machen. Seit diesem Rückschlag hat er einen Sieg gegen Sead Kahrovic eingefahren. Gegen Ugonoh soll am Samstag der Nächste folgen. Obwohl der ehemalige Boxer im Käfig debütiert, ist er der leichte Favorit.
UGONOH VERLIERT IN EINER EPISCHEN SCHLACHT GEGEN BREAZEALE
FIGHT 8: Mateusz Gamrot versus Marian Ziółkowski - Leichtgewicht
Eigentlich sollte der Russe Shamil Musaev dem Champion Mateusz Gamrot am Samstag einen epischen Kampf liefern. Doch eine Knieverletzung machte Veranstalter, Fans und Kämpfern einen Strich durch die Rechnung. Auch der Leichtgewichtschamp persönlich bedauert den Ausfall seines Gegners sehr. Mateusz Gamrot hat bei KSW eine Winning Streak von zwölf(!) Siegen in Folge. Er ist einer der ganz großen Stars bei KSW und wird am Samstag alles tun um das zu bleiben. Auch in seiner gesamten MMA-Karriere ist der Pole noch ungeschlagen. Sein Kontrahent Marian Ziółkowski schmeckte schon öfter den Geschmack der Niederlage. Der Golden Boy weist eine Karrierebilanz von 21 Siegen, sieben Niederlagen und einem Unentschieden auf. Zuletzt entschied allerdings auch er zwei Gefechte bei KSW für sich. Er gilt als Polens gefährlichster Grappler, so hat er nicht umsonst zwölf Siege durch Submission in seinem Rekord stehen. Der vierfache Titelverteidiger Gamrot wird den spontan eingesprungenen Landsmann nicht unterschätzen. Das Main Event am Samstag Abend verspricht Spannung pur!
KSW 54 MAIN EVENT TRAILER
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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VOLKSBANK ESPORTS CUP
Am Donnerstag laufen die Konsolen heiß, beim VR Esports Cup in Karlsruhe. Die besten FIFA Spieler der Region kämpfen um die ersten vier Plätze, die sich für das große Finale im September qualifizieren. Gespielt wird im 85er Modus und im Ein-Spiel K.O System.
Zu sehen ist das Ganze auf twitch, auf dem Kanal des VR Esports Cups.
Einschalten ist an sich für alle FIFA Fans ein Muss um 19 Uhr geht es HIER los!
MEIN AKTUELLER WERBETRAILER
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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WAS EINEN GUTEN SPORTKOMMENTATOR AUSMACHT
Vor gut einer Woche stellte mir ein guter Freund diese tiefgründige Frage. Das ist bei mir in der Regel immer Grund genug, der Sache nachzugehen. Die Kernantwort auf die Frage Was macht einen guten Sportkommentator aus? hat meinen Kumpel dann aber doch überrascht. Der Live Kommentator ist ein Diener. In erster Linie dient er dem Sport und in zweiter Linie dient er dem Event und den Zuschauern. Klingt vielleicht relativ einfach, aber genau darauf kommt es an. Wenn Du diese innere Einstellung mit an den Arbeitsplatz bringst, hast Du einen Großteil der Lorbeeren schon eingefahren. Dazu noch etwas Spaß und echte Freude am Arbeitsplatz und der gute Sportkommentator ist geboren. Nichtsdestotrotz, gibt es natürlich weitere Faktoren, die einen starken Mann am Mikrofon ausmachen. Auf die für mich sieben relevantesten davon gehe ich in diesem Artikel ein. Viel Spaß beim Lesen!
1. EMOTIONEN
Mit dem Wort Emotion begrüßte mich einst der erste Mann von dem ich etwas vom Kommentieren gelernt habe. Genauer gesagt mit den Worten: Mehr Emotion! Ein Kommentator muss mitgehen, wenn das Spiel oder das Event hochfährt. Ganz einfach. Oder doch nicht? Ein Meister seines Fachs setzt seine Emotionen sehr klar ein. Es gibt zwar immer Momente, die man nicht planen kann und wo es einen vom Sitz reißt. Da ist dann nix mehr gezielt, da geht die Post ab. Doch man kann es auch übertreiben und überreizen mit den Emotionen am Live Mikrofon. In einem berührenden Moment die Stille zu halten ist genauso eine Kunst. Am Ende des Tages muss hier jeder seinen eigenen Stil finden (Achtung Spoiler Punkt sieben). Fakt ist aber: Ein guter Kommentator zeigt auch immer Emotionen und lässt sich mitreißen. Auf welche Art, da ist jeder unterschiedlich.
An dieser Stelle eine kleine Hommage an den holländischen Kommentator Jack van Gelder:
VAN GELDER ELEKTRISIERT BERGKAMPS TOR
2. FACHWISSEN
Ein guter Sportkommentator kennt sich in seiner Sportart exzellent aus. Punkt. Eigentlich könnte ich hier Schluss machen, denn so einfach ist es. Wenn Du live kommentierst musst Du Ahnung haben, deutlich mehr Ahnung als der Zuschauer. Nicht so viel Ahnung wie absolute Fachexperten, aber je näher Du dran bist desto besser. Im besten Fall hast Du bei Deinem Event einen Experten an Deiner Seite, der Dir die redaktionelle Arbeit überlässt und mit seinem starken Fachwissen glänzt. Doch je mehr Ahnung Du selber hast, desto besser. Im besten Fall kennst Du auch unglaublich viele Details von den Athleten. Sich in der Historie seines Sports auszukennen, kann auch nicht schaden. Ein hohes Interesse an Sport ist also eine absolute Grundlage für eine langfristig gute Performance. Eine gute akribische Vorbereitung für jedes Event ist in diesem Beruf durch nichts zu ersetzen.
ES GEHT NICHTS ÜBER EINEN GUTEN EXPERTEN AN DER SEITE – OLYMPIAQUALI MIT KAY HUSTE
3. HUMOR
Humor ist Dein Rettungsanker. Was für persönliche Beziehungen gilt, gilt nicht unbedingt für den Live Kommentar. Aber: Humor hilft Dir zum Einen Deinen persönlichen Stil herauszustellen. Und zum Anderen macht er Dich einfach zu einem besseren authentischen Kommentator. Hier gilt natürlich das Event und die Zuschauer machen die Musik. Sport ist ja schließlich keine Comedy Veranstaltung. Doch eine Prise Humor kann den Live Kommentar stark aufwerten. Gerade im Tandem mit einem Kollegen. Außerdem hilft Humor Dir auch immer Deine eignen Fehler, die zwangsläufig in jeder großen Karriere mal passieren, lockerer zu nehmen. Kann auch nicht schaden.
An der Steile eine kleine Andekdote (ab 1:27) an den legendären Sportreporter Klaus Mägerlein, in dem Fall unfreiwillig mit Humor:
SIE STANDEN AN DEN HÄNGEN UND PISTEN
4. EMPATHIE
Die Bereitschaft sich in die Einstellung anderer Menschen hineinzufühlen. Wichtig im Leben eines Live Kommentators, denn die Zuschauer machen die Musik. Als Kommentator kommentierst Du das Live Event für die Zuschauer. Umso wichtiger ist es, Deine Zielgruppe zu kennen und sich ihr (bis zu einem gewissen Grad anzupassen). Ein Kommentator, der immer stur seinen Stiefel runter betet wird langfristig an Qualität verlieren. Besser ist es sich vorher Gedanken zu machen. Sich zu überlegen wer so zuschaut, sich durch Feedback hinterfragen zu lassen und sich dadurch auch langfristig zu verbessern ist eine Grundlage für eine erfolgreiche Laufbahn als Sportkommentator.
5. FOKUS
“Focus”, sagt nicht nur Dwayne The Rock Johnson im Fitnessstudio, sondern ist auch eine Grundlage für eine starke Leistung am Live Mikrofon. Innerhalb kurzer Zeit muss ein Live Kommentator Zusammenhänge erkennen und sie den Zuschauern näher bringen. Das geht nur, wenn Du hellwach und fokussiert bist. Man spricht nicht umsonst von körperlicher Präsenz und Ausstrahlungskraft. Der Sportkommentator ist zwar bei Live Events selten sichtbar, aber seine Präsenz wird beispielsweise über seine Stimme übertragen. Dazu mehr im nächsten Punkt. Richtige Fakten und ein möglichst fehlerfreier Live Kommentar sind das A und O und eine absolute Grundlage für eine stabile Arbeit. Also FOKUS!
THE ROCK SAGT ES DIR
6. STIMME
Das Handwerkszeug eines jeden Sportkommentators und auch Moderators: Seine Stimme. Manche sind mit einer starken Stimmpräsenz und einen unglaublichen Volumen geboren. Andere können dies mittels einfachster Techniken immer mehr trainieren. Nicht jeder Live Kommentator braucht Stimmtraining, aber schaden kann es auch nicht. Ganz im Gegenteil: Ein tiefer Atem, ein guter Rhythmus und eine ausgewählte Betonung können den Live Kommentar extrem aufwerten. Eine gewisse Klarheit in Deinen Aussagen ist ebenso extrem wertvoll. Je mehr Du Dich mit dem Thema Stimme beschäftigst, desto authentischer wirst Du auch in Deinem gesamten Auftritt. Und damit kommen wir zum letzten und wichtigsten Punkt.
7. EIGENER STIL
Wenn man etwas abwertend sein will kann man sagen, dass die Punkte eins bis sechs nur Grundlagen sind. Sie sind ein Muss, wenn Du ein starker Live Kommentator werden willst. Was Dich wirklich abhebt ist Dein eigener Stil. Dein Alleinstellungsmerkmal. Humor, Stimme, gewisse Sätze, es kann fast alles sein. Je authentischer Du kommentierst, desto mehr wirst Du aus der Masse herausstechen. Es kann eine lebenslange Aufgabe sein, seinen eigenen Stil und die Kunst des Live Kommentars immer mehr zu verfeinern. Wenn Du Dich wirklich für das Thema interessiert (und davon gehe ich einfach mal aus, wenn Du diesen Artikel liest), ist aber erstmal nur eines wichtig: Dass Du sobald wie möglich damit anfängst!
Danke fürs Lesen!
Die nächsten Events mit mir am Mikro/in der Show:
Volksbank ESport Cup | TOE TO TOE mit Roman Gorst | KSW bei bildplus
TRAILER ROMAN HORSCHIG
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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DIE BESTEN 10 BOXFILME ALLER ZEITEN
Auf eine Rangliste mussten die TOE TO TOE Zuschauer besonders lange warten: Die besten zehn Boxfilme aller Zeiten. Die gibt es heute klar und ungeschönt und nach Eurem Voting serviert im heutigen Blog. Bevor wir aber starten noch eine Liste all derer Filme, die es nicht rein geschafft haben. Und die es eigentlich trotzdem verdient hätten. Die besten Nicht Top 10 quasi, ohne bestimme Reihenfolge.
HONORABLE MENTIONS
Rocky 2
Southpaw
Ali
Undisputed
Bleed for this
Geschmack nach Rost und Knochen
Counterpunch
Und viele, viele weitere hätten einen Platz in der Top 10 verdient. Doch eine Top Ten bleibt nun mal eine Top Ten. Deshalb jetzt Eure finale (und damit auch die offizielle) Rangliste der besten Boxfilme aller Zeiten powered by fight24 und dem Mariposa Boxing Club!
10. DAS COMEBACK
Unbeschreibliches True Story Drama mit Russell Crowe | Direkt zum Film
CINDERELLA MAN TRAILER
9. ROCKY BALBOA
Stallones Motivationsepos findet einen krönenden Abschluss | Direkt zum Film
DU BIST BESSER!
8. CREED ZWEI
Oder auch die Rückkehr des Ivan Drago | Direkt zum Film
CREED GEGEN DRAGO DER RÜCKKAMPF
7. ROCKY DAS AUGE DES TIGERS
Clubber Lang geht aufs Ganze und Rocky lernt tanzen | Direkt zum Film
PAIN
6. ROCKY VIER
Kalter Krieg, Tod im Ring und Rockys Rache eiskalt serviert | Direkt zum Film
ROCKY DER KAMPF DES JAHRHUNDERTS TRAILER
5. CREED
Apollos Sohn will boxen und Rocky kann nicht Nein sagen | Direkt zum Film
APOLLO CREEDS SOHN GREIFT AN
4. THE FIGHTER
Mark Wahlberg und Christian Bale in einer boxerischen Familie | Direkt zum Film
THE FIGHTER TRAILER
3. MILLION DOLLAR BABY
Clint Eastwood und Hillary Swank im herzzereissenden Drama | Direkt zum Film
DER SANDSACK BEARBEITET DICH
2. WIE EIN WILDER STIER
Für viele der beste Boxfilm aller Zeiten mit DeNiro in Höchstform | Direkt zum Film
WIE EIN WILDER STIER LEGENDÄRER TRAILER
1. ROCKY
Jeder, wirklich jeder kann es schaffen. – Auch Du! | Direkt zum Film
ROCKY TRAILER
TOE TO TOE MIT TIM YILMAZ ANALYSIERT DIE FILME IN DER TIEFE
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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DER BALL IST MEINE FREUNDIN
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mir mal wieder den etwas älteren Film Undisputed angeschaut. Wesley Snipes spielt darin einen Boxchampion im Knast, der seit zehn Jahren in Gefängnis internen Kämpfen ungeschlagen ist. Ving Rhames ist der amtierende Weltmeister und wird im selben Gefägnis inhaftiert. In einer epischen Schlacht, finden die beiden heraus wer die wahre Nummer Eins ist. Eine ähnliche Szenerie könnte sich vor kurzem in einem paraguayischen Gefängnis abgespielt haben. Mit einem Fußball. Denn der vielleicht talentierteste Spieler, der jemals einen Fußballrasen betreten hat, hatte zuletzt die Ehre etwas mehr als einen Monat hinter Gittern zu verbringen. Ob es dort zu atemberaubenden Matches mit den besten Insassen gekommen ist, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass die ganze Geschichte auch Stoff für einen epischen Film liefern würde. Denn die Highlights- Reels des Mannes, über den ich spreche, werden noch heute auf Youtube rauf und runter zelebriert. Für jedes Kind der frühen Neunziger, was nur ansatzweise mit Fußball zu tun hatte, war er einer, wenn nicht der prägenden Spieler seiner Zeit. Er wird oft mit einem Feuerwerk verglichen, was kurz auflädt, extrem hell und unvergesslich scheint und dann auch wieder ganz schnell vergeht. Ronaldo de Assis Moreria, besser bekannt als Ronaldinho war zwischen 2004 und 2006 das Nonplusultra in den Fußballstadien Europas. Tore, Vorlagen, Titel und Applaus im Bernabeu. Dazu immer ein Lächeln im Gesicht und eine Ausstrahlung die seines gleichen sucht. Ein Magier am Ball, der trotzdem in vielen ALL TIME Teams keinen Platz findet. Der auch in Sachen Titeln und Toren den ganz Großen seiner Zunft um einiges nachsteht. Weil sein Stern eben nur relativ kurz geschienen hat. Und trotzdem: immer wieder fällt sein Name, wenn man Fußballfans nach ihrer persönlichen Nummer Eins fragt. Warum ist das so? Reichen seine Peak Jahre und Leistungen um ihn in eine Jahrhundertelf zu stecken? Wie gut war Ronaldinho wirklich?
MIT DEM BALL GEBOREN
Als ich sieben war, fing ich an im Verein zu spielen. Das einzige Gras auf dem Feld war in der Ecke. In der Mitte gab es kein Gras, nur Sand. – Ronaldinho
Der junge Ronaldo de Assis Moreria wird am 21. März 1980 in Porto Alegre, in Brasilien geboren. Er wächst in Vila Nova auf, einer armen in Region im Süden des Landes. Schon von Geburt an kennt der Junge nichts anderes als Fußball. Sein Vater schenkt ihm zu seinem ersten Geburtstag neue Fußballschuhe und der kleine Racker ist infiziert. Der Padre ist ehemaliger Profi, sein anderer Sohn Roberto kickt auf höchstem brasilianischen Niveau und auch alle anderen männlichen Familienmitglieder spielen irgendwo im Verein Fußball. Es gibt sogar eine Mannschaft die an Hobby Turnieren teilnimmt, welche ausschließlich aus Familienmitgliedern von Ronaldinho besteht. Wenn einer den Ballsport im Blut hat, dann er. Sein größtes fußballerisches Vorbild ist sein Bruder Roberto. Das Nacheifern seines Idols, das nie die ganz große Karriere schaffte, ist ein Grundstein für Ronaldinhos Motivation. Mit sieben Jahren beginnt er im Verein bei Gremio Porto Alegre und macht in seiner frühen Jugend zum Beispiel dadurch auf sich aufmerksam, dass er 23(!!!) Tore in einem Spiel schießt. Und zwar alle 23 seines Teams. Der junge Brasilianer spielt vor allem Futsal und am Strandfußball und verbessert so seine unglaublichen Skills noch weiter. Auf Stadt Turnieren und anderen Futsal Wettbewerben sammelt Ronaldinho wertvolle Erfahrung. Auch andere große Spieler wie Zico und Rivelino starteten ihre Karrieren als Futsalspieler. Der kleine Mann will in eben diese großen Fußstapfen treten. Körperlich ist er eher schmächtig gebaut, doch seine Ballbehandlung, seine Tricks und sein natürliches Verständnis vom Spiel sind seinen Mitspielern oft Lichtjahre voraus. Ein Start ins Leben, der doch alles in allem recht rosig aussieht.
Doch schon im Alter von acht trifft den jungen Brasilianer der erste heftige Schicksalsschlag seines Lebens. Sein Vater Joa ertrinkt im Pool des Hauses. Ein Paradoxon des Lebens, denn nur aufgrund der ersten Erfolge von Ronaldinhos großem Bruder Roberto, kann sich die Familie ein Anwesen mit Pool leisten. Der Vater, der zeit seines Lebens immer wieder zur Flasche gegriffen hat, erleidet angeblich einen Herzinfarkt. So verlässt ein wichtige Figur das Leben des jungen Brasilianers von heute auf morgen. In frühen Zeiten bläst Joa dem Jungen Wasserballons auf und hängt diese an die Eckbalken des Hauses. Für jeden Treffer bekommt Dinho einen Lutscher. Nach dessen Tod wird der deutlich ältere Bruder Roberto noch mehr zu Mentor Figur. Auch Ronaldinhos Mutter klammert sich an den Jungen und sieht in ihm die große Chance endgültig aus der Armut zu verschwinden. Ronaldinho wird jedwede Arbeit abgenommen, er kann sich voll aufs Fußballspielen konzentrieren. Und seine Karriere geht weiter steil bergauf. Bereits im Alter von 17 Jahren gibt er sein Profidebüt bei Gremio Alegre. In seiner ersten vollen Saison erzielt er in 48 Spielen bereits 23 Tore für Gremio. Er ist bereits in diesen jungen Jahren das offensive Aushängeschild des Teams und macht mit atemberaubendem Speed und Tricks auf sich aufmerksam. Trotz der schwierigen lokalen Presse, die schwächere Leistungen stark kritisiert, entwickelt er sich stetig weiter. Unter anderem lässt er die Verteidiger Legende Carlos Dunga in einem Spiel um die Staatsmeisterschaft extrem alt aussehen. Ronaldinho ist das Talent überhaupt in Südamerika. Und auch der weltweite Durchbruch sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
DER JUNGE RONALDINHO IN SEINEM ELEMENT
BIG IN JAPAN
Ronaldinho trainierte unter der Woche fast nie. Er präsentierte sich dem Trainer dann immer nur freitags, um samstags spielen zu können. Das war Ronaldinho, er war fast jede Nacht auf Tour. – Jerome Lerroy, Ex Mitspieler bei Paris St. Germain
Denn es gibt ja nicht nur den Vereinsfußball, sondern auch die Nationalmannschaft. Und hier ist Ronaldinho 1999 bereits ein wichtiger Baustein. Zuerst gewinnt er an der Seite der beiden brasilianischen Legenden Rivaldo und Ronaldo den Copa America und dann zaubert er sich in deren Abwesenheit beim Confed Cup in das ewige Gedächtnis der Fußballfans. Mit 19 Jahren wird Ronaldinho mit 10 Scorerpunkten zum Spieler des Turniers in Mexiko, spielt Deutschland an die Wand und die europäischen Vereine fangen an ein Auge auf das Jahrhunderttalent zu werfen. Ronaldinho hat als einer der wenigen aufstrebenden Superstars in Brasilien alle Jugendnationalmannschaften des Landes durchlaufen. Der leidenschaftliche Musiker, gewinnt vor seinem Debüt in der “großen” Selecao unter anderem die U17 Weltmeisterschaft. Im Halbfinale deklassiert Brasilien Deutschland, bei dem ein gewisser Sebastian Deisler die Fäden zieht. Der Brasilianer ist heiß begehrt, unter anderem der FC Arsenal will Ronaldinho holen und der Deal ist quasi schon in trockenen Tüchern. Doch der kleine Ronaldo, wie er in Anlehnung an den damals besten Fußballer der Welt genannt wird, kriegt keine Arbeitserlaubnis in England und der Transfer platzt. An dieser Stelle einfach mal die Augen schließen und sich ein Arsenal mit Bergkamp, Henry UND Ronaldinho vorstellen. Hätte sehr geil werden können.
Stattdessen sichert sich Paris St. Germain die Dienste des Brasilianers mit dem Zauberfuß. Der Wechsel geht nur unter heftigem Streit um die Ablösesumme von Statten und der Brasilianer lernt das erste Mal die dunkle Seite des Fußballs kennen. Zeitweise trainiert er alleine in Rio, bis er in Frankreich starten darf. Paris hatte in den letzten Jahren einige gute Brasilianer in seinen Reihen und dementsprechend wird der Mann aus Porto Alegre mit Freuden empfangen. Ronaldinhos elektrisierende Ballkontrolle, seine Wunder Pässe und Tempo Dribblings kommen in Frankreich auch schnell gut an. Er soll die Lücke füllen die Youri Djorkaeff hinterlassen hat. Nur sein Trainer Luis Fernandez kritisiert Ronaldinho immer wieder, weil dieser sich angeblich mehr im Pariser Nachtleben rumtreibt, als auf dem Fußballplatz. Eine Kritik die in der Retroperspektive wohl sehr berechtigt ist. Ronaldinho scheint den Fußball in Paris nie hundertprozentig ernst zu nehmen. Was er auf dem Platz abliefert ist trotzdem teilweise atemberaubend und in seiner ersten Saison landet Paris am Ende auch deutlich verbessert auf dem vierten Tabellenplatz. Joga Bonito ist in der Hauptstadt angekommen.
Ronaldinho stammt aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul, der bekannt für das beste Fleisch des Landes ist. Und das Beste sollte für Ronaldinho auch noch kommen, denn trotz der titellosen Saison avanciert das Fußballgenie trotzdem zum Teil einer der besten Fußballmannschaften aller Zeiten: das brasilianische Nationalteam bei der Weltmeisterschaft 2002. An der Seite von Ronaldo und Rivaldo zaubert sich der wendige Dribbelkönig zum Weltmeister. Nicht ohne sein Team im Viertelfinale mit einer Weltklasse Vorlage und einem der besten Freistöße der WM-Historie vor dem Aus zu retten. Im Finale wird Deutschland mit 2:0 nach Hause geschickt. Nach diesem Sieg und einer mittelmäßigen Saison in Paris gibt Ronaldinho bekannt den Verein verlassen zu wollen. Er ist einer der begehrtesten Spieler auf dem Transfermarkt.
RONALDINHO HAUT ENGLAND RAUS
JOGA BONITO IN KATALONIEN
Ronaldinho war phänomenal, er hat seine Gegner aussehen lassen wie Kinder. – Zlatan Ibrahimovic
Und begehrt heißt in diesem Fall sehr begehrt. Real Madrid, Manchester United und der große FC Barcelona hegen starke Gefühle für den brasilianischen Superstar. Als Real sich David Beckham angelt ist aber klar: es geht nach Katalonien oder auf die Insel! In einem finalen Wettbieten, bei denen die Vertreter der Clubs in unterschiedliche Zimmer in einem Pariser Hotel geladen werden, sichert sich schließlich Barca die Dienste des Edeltechnikers vom Zuckerhut. Joga Bonito ab jetzt bei der Blaugrana, aber nicht ohne besondere Einschränkungen: Ronaldinho darf als Spieler des FCB weder Motorrad noch Jetski fahren. Der Brasilianer soll genug Spaß auf dem Fußballplatz haben. Für die Fans wird Ronaldinho schnell zum Heilsbringer. Denn der große FC Barcelona ist zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr so groß. Das Team liegt weit hinter den Erwartungen zurück und der Brasilianer haucht der Mannschaft neues Leben ein. Im Alleingang ballert er das Team in seiner ersten Saison auf Platz Zwei in der Primera Division. Vor Real Madrid mit David Beckham. Nebenbei wird er zum Spieler der Saison gewählt. Besonders auffällig sein erstes Tor vor heimischem Publikum gegen Sevilla: ein absoluter Leckerbissen zum Zunge Schnalzen.
DAS CAMP NOU BEBT
Und in der nächsten Saison sollte der ganz Große Kracher folgen. Das Team wird mit Samuel Eto’o und Landsmann Deco verstärkt und Ronaldinho bleibt trotz heftigem Werbens des FC Chelsea und Roman Abramowitsch seinem Team treu. Es sollte sich mehr als lohnen. Das Team pflügt durch die Meisterschaft und holt sich am Ende die lang ersehnte Meisterschaft mit vier Punkten vor Real Madrid. Es ist der erste Titel überhaupt seit sechs Jahren. Ronaldinho hat das Team innerhalb von zwei Jahren komplett verwandelt. Und auch in der Champions League spielt Barcelona teilweise atemberaubenden Fußball. Im Achtelfinale geht es gegen die Millionentruppe des FC Chelsea mit Startrainer Jose Mourinho. In einem der spannendsten Rückspiele der letzten Dekaden erzielt Ronaldinho das Tor des Jahres in der Champions League. Später sagt er, er habe sich gefühlt als hätte er bei einem Videospiel Pause gedrückt und nur er durfte weiterspielen.
RONALDINHO ZERLEGT DIE CHELSEA ABWEHR
Doch auch sein Wundertor hilft nicht, Barcelona verabschiedet sich gegen die Engländer aus dem Wettbewerb. Am Ende der Saison wird der Brasilianer von der FIFA zum Weltfußballer gewählt. Er spielt das Spiel zu dieser Zeit wie kein anderer und strahlt dabei eine Leichtigkeit aus die seinesgleichen sucht. Er ist die Definition von Joga Bonito, dem schönen Spiel und der Leichtigkeit des Seins. Gleichzeitig wirkt Ronaldinho zu dieser Zeit so fokussiert und entschlossen wie nie zuvor. In der nächsten Saison gibt es nur zwei Ziele für den Brasilianer: die Champions League mit dem FC Barcelona und die Weltmeisterschaft in Deutschland mit Brasilien.
WIE GEWONNEN SO ZERRONNEN
An diesen Trick werde ich mich noch erinnern, wenn ich irgendwann einmal meine Karriere in der Kreisklasse als Stürmer ausklingen lasse. – Tim Wiese, über Ronaldinhos Freistoß unter der Mauer hindurch
Das Team um den brasilianischen Superstar startet langsam in die Saison, dreht dafür umso mehr auf. Vor dem Clasico gegen Real ruft Ronaldinho jeden Mitspieler einzeln nachts an und sagt er werde zu Real wechseln, aber bittet auch jeden einzeln die News für sich zu behalten. Nachdem alle geschwiegen haben, lässt er vor dem Spiel in der Kabine die Bombe platzen. Ich werde nirgendwo hingehen, ich wollte nur testen ob ihr alle Euer Wort halten. Ihr habt es getan, und jetzt werden wir Real zerlegen. Und das tut der FC Barcelona! Im Bernabeu gewinnt das Team von Frank Rijkaard mit 3:0. Doppelpack Ronaldinho! Danach erhält er als dritter Spieler nach Johann Cruyff und Diego Maradona Standing Ovations von den Real Fans. Eine Sache, die an sich mehr wert ist als alle Trophäen. Barca wird am Ende wieder Meister und spielt sich auch ins Finale der Champions League. Weder Chelsea mit Frank Lampard, Benfica mit Simao oder Milan mit Kaka haben eine Chance gegen Barca. Im Finale dreht das Team dann einen Rückstand gegen den FC Arsenal um Thierry Henry und setzt sich endlich wieder Europas Krone auf. Ronaldinho heimst während der Saison wieder den Weltfußballer Titel, dazu Ballon D’or und die Wahlen von World Soccer, Onze und FIFPRO ein. Die Weltmeisterschaft in Deutschland kann kommen. Meint man.
DIE GUTEN ALTEN ZEITEN PEPSI WERBUNG WM 2006
Brasilien fährt als Titelverteidiger nach Germania. Dazu hat man ein Jahr zuvor in beeindruckender Manier und mit Ronaldinho als Anführer den Confed Cup gewonnen. Doch die Mannschaft 2006 ist eine andere als 2005. Ronaldo, Roberto Carlos und Cafu beanspruchen jetzt ihre Führungsrollen, nachdem sie beim Confed Cup ausgesetzt haben. Sie sind alle fast zehn Jahre älter als Ronaldinho. Anders als bei Barca ist er hier nicht die erste Geige und das Spielsystem ist nicht für ihn aufgebaut. Und anders als bei Barcelona blüht er hier nicht auf. Brasilien übersteht ohne große Leistungen die Vorrunde und schaltet auch Ghana im Achtelfinale ohne große Gegenwehr aus. Doch der Fußball des Teams von Nationaltrainer Parreira ist ernüchternd. Dinho blitzt hier und da auf, doch es ist total offensichtlich, dass er seine Rolle im Team gar nicht kennt oder gefunden hat. Ronaldo, Adriano, Ronaldinho und Kaka sollen eigentlich als ein magisches Viereck funktionieren. Doch Magie sieht anders aus. Im Viertelfinale wartet dann Frankreich, einer der Angstgegner der Selecao. Gibt es ähnlich wie bei der WM 2002 eine Signature Perfomance von Ronaldinho im Viertelfinale? Die gibt es, aber nicht von ihm. Zinedine Zidane bringt eine der besten Partien seiner Karriere auf den Platz und spielt die brasilianische Elf an die Wand. Weder Ronaldinho, noch Ronaldo oder Kaka können dem Spiel eine Wende geben. Brasilien unterliegt am Ende verdient und scheidet aus.
ZIDANE ZERLEGT DIE SELECAO
Eine Fußball Weltmeisterschaft hat für Brasilien eine Bedeutung wie für kaum ein anderes Land. In Südamerika herrscht viel Armut und Korruption, doch wenn es um Fußball geht wird das Land vereint. Nirgendwo sonst sind die Brasilianer die besten, außer eben im elf gegen elf. Umso heftiger ist der Schmerz nach einer Niederlage. Auch Ronaldinho bekommt dies zu spüren. So wird eine Statue von ihm in der Heimat angezündet. Der WM-Sieg 2002 scheint komplett vergessen und der Mann aus Porto Alegre muss den wohl heftigsten Rückschlag seiner Karriere hinnehmen. Der sonst immer lächelnde Strahlemann versinkt plötzlich in eine Depression.
PARTYKÖNIG
Ich bin hässlich, aber dafür habe ich Charme. – Ronaldinho
Was würde er tun, wenn er alle Trophäen im Weltfußball gewonnen habe? Diese Frage wurde Ronaldinho einst gestellt, seine Antwort: Alle noch einmal gewinnen! Sollte Ronaldinho ein Mann sein, der auf sein Wort viel Wert legt dann dürfte ihn dieser Satz noch verfolgen. Der Brasilianer kehrt mental stark angeschlagen von der WM zurück und findet in Barcelona nicht mehr in seine alte Form. Zwar erzielt er in 32 Ligaspielen 30 Scorerpunkte, aber der mannschaftliche Erfolg bleibt aus. Das Team verspielt die Meisterschaft an die punktgleichen Königlichen von Real Madrid. Auch in der Champions League ist früh gegen Liverpool Schluss. Der Weggang von Barcas Assistenztrainer Henk ten Cate wiegt schwer, auch Frank Rijkaard ist als Coach angeschlagen. Dinho kann dem Team plötzlich keine Richtung mehr geben.
In der darauffolgenden Saison bricht er dann völlig ein. Er feiert wild im katalanischen Nachtleben und sammelt so einen neuen Spitznamen: Mister Morgengrauen. Selbst vor wichtigen Spielen lässt er es krachen, unter anderem vor dem Champions League Halbfinale gegen Manchester United. Seine wilde Partynacht wird sogar von einem Journalisten in voller Länge aufgezeichnet. Leo Messi wird mehr und mehr der Star des Teams und als Ronaldinho seine letzte Chance verspielt und zur Vorbereitung auf die neue Saison betrunken zum Training erscheint, wird er vom neuen Coach Guardiola nach Italien zum AC Milan verfrachtet. Dort blitzt zwar vor allem in seinem zweiten Jahr nochmal sein Können auf, doch im Vergleich zu früher ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch in Italien wird angeblich mehr gefeiert als trainiert. Der einstige Weltfußballer wird schließlich 2011 für drei Millionen nach Brasilien verfrachtet. Er ist zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt, also immer noch im besten Fußballer Alter. Eigentlich unfassbar, dass er jetzt in einer weltweit gesehen zweitklassigen Liga spielt.
HIER UND DA DER ALTE – RONALDINHO BEIM AC MILAN
Einige Sportstars waren ganz ganz oben und sind tief gefallen, beispielsweise Roy Jones jr. und Mike Tyson. Ähnlich wie Tyson erreicht Ronaldinho relativ jung einen absoluten Peak und stürzt dann brutal ab. Er gewinnt zwar noch einige Titel in Brasilien, doch gemessen an seinem Können und seinen früheren Triumphen sind sie kaum erwähnenswert. Ronaldinho ist einer der ganz großen Was Wäre Wenn Fragen des Weltfußballs. Fakt ist, er war einer der letzten ganz großen Einzelkönner des Fußballs. Er hat das Team um sich herum extrem besser gemacht. Seine Magie, Tricks und Ausstrahlung lassen sich in Zahlen kaum einfangen. Er ist ein Straßenfußballer, der es bis nach ganz ganz oben geschafft hat. Dazu kommt sein Lächeln, das wir bei keinem anderen Spieler so oft gesehen haben. In einer Welt der Effizienz Maschinen wie Cristiano Ronaldo, der Diven wie Neymar oder der Verbissenen wie Oliver Kahn ist Ronaldinho die absolute Ausnahme. Welcher Spieler konnte so feiern wie der Brasilianer und noch abliefern? Welcher Spieler hatte denn sonst so viel Spaß auf einem professionellen Fußballplatz wie der Mann aus Porto Alegre? Vielleicht hebt gerade das den Brasilianer von allen anderen ab. Denn Fakt ist: er hat alles im professionellen Fußball gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Weltmeister, Copa, Meister, Champions League und Ballon d’Or. Und er hatte dabei wahrscheinlich die geilste Zeit von allen.
RONALDINHO GAUCHO ZAUBERFUSS
DAS BUCH ÜBER RONALDINHO: BIOGRAFIE
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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GOAT
Mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz und dem Mariposa Boxing Club in Sendling.
Superlativen sind im Sport nicht nur gern gesehen, die meisten Sportfans der Welt kriegen nicht genug davon. Sie sind das Heroin, dass die Sportwelt während der Corona-Zeit gebraucht hat. So weit hergeholt und schwierig die Vergleiche verschiedener Generationen oft sind, so sehr lieben wir sie als Sportfanatiker. Fakt ist, kaum eine menschliche Person wird so viel Weltruhm erlangen, wie einer der besten Sportler seines Fachs. Michael Jordan, Pele oder Wayne Gretzky. Jeder, der sich in seinem Leben jemals mit Basketball, Fußball oder Eishockey beschäftigt hat, kennt diese Namen. Gerade bei den Mannschaftssportarten gehören neben der eigenen überragenden Leistung auch starke Anführer Qualitäten zum Repertoire eines jeden All Time Great. Im heutigen Blog schauen wir allerdings auf einen anderen Sport. Einen Sport, der sich von nahezu allen anderen Sportarten dieser Welt grandios abhebt. Weil es bewusst darum geht seinen Kontrahenten zu verletzen und sich körperlich gegen ihn durchzusetzen. Es ist kein Spiel, sondern der Kampf Mann gegen Mann. The noble Art of Boxing ist eine brutale Kunst, die die Mengen seit jeher fasziniert. Im Ring bist du allein und es ist kein Teamkamerad ist da, der dich im Zweifelsfall retten kann. Das Adrenalin der Kämpfer springt bis auf die Zuschauermassen über, die nicht selten elektrisiert wie sonst kaum den Ort des Geschehens verlassen. Bleibt eigentlich nur noch eine wichtige Frage: Wer ist denn nun der GOAT im Faust Gefecht?
In früheren Zeiten hatten die Weltmeister im Schwergewicht, der Königsklasse des Boxens, einen ähnlichen Status wie der amerikanische Präsident. Und wenn man die illustre Geschichte des Faustkampfs zurückverfolgt, gibt es einige ganz große Namen auf der Liste der besten aller Zeiten. Doch wer ist nun der größte und beste Boxer der je nach den Regeln des Marquess of Queensberry im Schwergewicht gekämpft hat? Die Königsklasse des Boxens, auf die sich nahezu alle Aufmerksamkeit richtet (Andere große Kämpfer in leichteren Gewichtsklassen werden hier bewusst außen vor gelassen). Aus den Namen der ganz Großen ragen aus meiner Sicht zwei Boxer heraus: Joe Louis und Muhammad Ali. Der braune Bomber und der Größte. Zwei Boxer, die man in dieser Form niemals zuvor und auch niemals danach wieder gesehen hat. Zwei Ikonen des Sports, die bis heute unvergessen sind. Warum Louis und Ali für mich die Besten sind, wird aus diesem Artikel hervorgehen. Doch neben dieser Tatsache möchte ich vor allem herausstellen, wer denn der Bessere der beiden Ausnahmeathleten war.
Herzlich Willkommen bei GOAT: Joe Louis oder Muhammad Ali?
DER BRAUNE BOMBER
Joe Louis Box Rec | Joe Louis Buch
Meine Definition von Angst ist es, in einem Ring mit Joe Louis zu stehen und zu wissen, dass er früh nach Hause möchte. – Max Baer, ehemaliger Schwergewichtsweltmeister
Joe Louis wird am 13. Mai 1914 in La Fayette, Alabama geboren. Er wächst in bescheidenen Verhältnissen auf und seine Mutter ist stolz, dass sie ihrem Sohn Geld für Violine Stunden geben kann. Ein Freund überzeugt ihn dann aber, das Ersparte der Mama lieber in etwas Mannhaftes zu stecken: den Faustkampf. So kommt der junge Louis (erst heimlich) zum Boxen und überzeugt schnell mit seinem Talent. Erste Rückschläge in seiner Amateurlaufbahn steckt der schüchtern wirkende Joe schnell weg und boxt sich ganz nach oben auf Amerikas Box Thron. Auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 verzichtet er allerdings, da die politische Situation in Berlin es für schwarze Boxer nahezu unmöglich macht faire Bedingungen zu erhalten. Mit einer überragenden Amateurbilanz von 53-3 wird Louis im Jahr 1934 Profi. Und er räumt die Seilgevierte auf, wie kaum ein Boxer vor ihm. Schnell ist er die schwarze Hoffnung und hat ganze Menschenmassen hinter sich, die ihn anhimmeln. Er ist das komplette Gegenteil des ersten schwarzen Weltmeisters Jack Johnson. Louis ist angepasst, höflich und der perfekte Schwiegersohn. Zumindest nach außen hin. Im Ring wirkt er wie ein Panther, der im richtigen Moment tödlich zuschlägt.
Im Boxring trifft Louis dann 1936 der erste Nackenschlag. Gegen den deutschen Max Schmeling muss der braune Bomber seine erste Niederlage als Profi hinnehmen. Louis ist zu diesem Zeitpunkt erst zwei Jahre Profi. Auch, wenn er kurz darauf die Schwergewichtskrone gegen den Cinderella Man James Braddock erobert, nagt dieser Rückschlag innerlich sehr an ihm. Und er bekommt die Chance ihn zu rächen. In dem vielleicht epischsten Gefecht der Boxgeschichte revanchiert sich Louis durch einen Knockout in der ersten Runde an seinem deutschen Widersacher. Trotz der großen Depression, sehen über eine Million Zuschauer den politisch aufgeheizten Kampf. Der braune Bomber ist ganz oben angekommen und bleibt dort eine Ewigkeit. Trotz einer langen Zwangspause während des Zweiten Weltkrieges verteidigt Louis seinen Weltmeistertitel 25 Mal ehe er sich 1948 zur Ruhe setzt. Sein Comeback, dass er nur aufgrund finanzieller Schieflage in Angriff nimmt, scheitert 1951 endgültig durch eine Niederlage gegen seinen legitimen Nachfolger Rocky Marciano. Louis beendet seine Karriere danach endgültig mit einer Bilanz von 66-3. Für viele Boxexperten ist Louis bis heute der größte Champion, der je einen Boxring betreten hat.
Credits to Reznick
DER GRÖSSTE
Muhammad Ali Box Rec | Muhammad Ali Buch
Es ist schwer demütig zu sein, wenn man so toll ist wie ich. – Muhammad Ali
Cassius Clay wird am 17. Januar 1942 in Louisville, Kentucky geboren. Der extrem extrovertierte junge Mann beginnt 1954 mit dem Boxen. In seiner Amateurkarriere legt er die beeindruckende Bilanz von 37-8 hin und krönt das Ganze mit seinem Sieg bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 (Es gibt hundert verschiede Amateurbilanzen von Ali, diese hier ist die am meisten bestätigte, weiß Gott welche richtig ist). Ali, der einer sagenumwobenen Story nach seine Goldmedaille ins Wasser des Ohio River geworfen hat, wird danach umgehend Profi. In einem der größeren Upsets der Schwergewichtsgeschichte besiegt er 1964 den Champion Sonny Liston und wird zum ersten Mal Weltmeister in der Königsklasse. Der Speedy Gonzalez des Boxens nennt sich kurz darauf einfach in Muhammad Ali um und verweigert dann auch noch den Kriegsdienst in Viet-Nam. Diese unglaubliche heroische Tat führt dazu, dass Ali seinen WM-Gürtel nach einigen Titelverteidigungen niederlegt und erst nach drei Jahren gegen Joe Frazier die Chance erhält ihn zurückzuerobern. Im Fight of the Century erleidet Ali seine erste Niederlage als Profi und geht dabei auch noch auf die Bretter. Doch der 1,91 Meter große Mann kommt stärker zurück. In den nächsten Jahren besiegt er nämlich nicht nur Frazier, sondern holt sich auch seinen Titel im Rumble in the Jungle gegen George Foreman zurück. Ali verteidigt seine neue WM-Krone insgesamt zehnmal, um sie dann sehr überraschend gegen den mittelmäßig eingeschätzten Leon Spinks zu verlieren. Im Rückkampf besiegt Ali allerdings Spinks und wird so als erster Mann auf diesem Planeten zum dritten Mal Weltmeister im Schwergewicht. Doch Ali ist mittlerweile weit über seinen Zenit hinaus und nach zwei überflüssigen Niederlagen setzt sich der Boxerpoet 1981 mit einer Bilanz von 56-5 zur Ruhe. Für viele ist Ali bis heute der größte Boxer aller Zeiten und dient selbst der heutigen jungen Generation noch als Vorbild und Quelle von Motivation.
Credits to Mateusz M
DER VERGLEICH
So weit, so gut. Wie vergleicht man nun zwei Ringlegenden, die zu völlig unterschiedlichen Zeiten im Seilgeviert standen? Ich werde im Rahmen dieses Blogs drei unterschiedliche Kategorien herausstellen: Boxerischer Erfolg, Persönlichkeit und direkter Vergleich. Anhand dieser drei Kriteria vergleiche ich die beiden Schwergewichte. Wie die Lateiner sagen: Vir fortior vincat!
BOXERISCHER ERFOLG
Ja, ich habe große Angst. Ich habe große Angst, dass ich Schmeling töte. – Joe Louis
Der Name der Kategorie spricht für sich: Wer der beiden absoluten Ausnahmeboxer war am Ende aus boxerischer Sicht erfolgreicher? Hierbei werden verschiedene Dinge berücksichtigt: Länge der Regentschaft, Stärke der Gegner, die Art und Weise wie der Sieg errungen wurde. Dazu noch die Größe und Wertigkeit ihrer Kämpfe. Wobei natürlich am Ende immer der Sieg an sich das Entscheidende ist.
In Sachen Länge der Regentschaft ist Joe Louis das Nonplusultra der Box Historie. Insgesamt 25 Titelverteidigungen am Stück, macht insgesamt elf Jahre und acht Monate. Davon vier Jahre im Militärdienst, in denen Louis in knapp hundert Exhibitions Fights kämpft. Ein Rekord vielleicht für die Ewigkeit. Wäre der Zweite Weltkrieg nicht dazwischen gekommen, wie viele Titelverteidigungen hätte der Braune Bomber dann? Wir können nur mutmaßen. Für alle Boxfans ein kurzes Experiment: Stellt euch mal bitte vor Anthony Joshua würde jetzt auf dem Zenit seines Könnes vier Jahre Pause machen. Klingt extrem krass? Joe Louis hat genau das getan und trotzdem 25 Titelverteidigungen! Muhammad Ali kommt auf insgesamt 21 Titelverteidigungen. Eine ebenfalls starke Zahl, allerdings während seiner drei Regentschaften. Seine längste Amtszeit als Schwergewichts Champion liegt bei drei Jahren und drei Monaten. Wenn man ihn auch während seiner Abstinenz als Champion sieht, dann kommt er auf knapp sieben Jahre an der Spitze. Auch Ali ist durch den Entzug seiner Boxlizenz aufgrund seiner Kriegsdienstverweigerung gehandicapt und verliert nahezu genauso viel Zeit seiner Prime Time. Doch die Zahlen lassen keine Fragen offen, Louis ist der konsistentere Boxer gewesen.
Ein Vorwurf, der an dieser Stelle häufig fällt ist, dass Louis seinen Titel nur gegen schwache Gegner verteidigt hat. Der “Bum of the Month” Club hat sicherlich einige überhaupt nicht illustre Teilnehmer gehabt. Hier allerdings mal eine Liste von Gegnern, gegen die Louis seinen Titel entweder verteidigt hat oder die er bereits vor seiner Regentschaft bezwungen hat: Primo Carnera, Max Baer, James Braddock, Max Schmeling, Billy Conn und Jersey Joe Walcott. Sechs ehemalige oder zukünftige Weltmeister, die der braune Bomber entweder sofort demontiert oder in einem Rematch deutlich in die Schranken gewiesen hat. Ali auf der Gegenseite wird immer eine Art heroische Gegnerauswahl nachgesagt. Er hat überall und gegen jeden geboxt, ist ein Satz, der häufig in den Raum geworfen wird. Doch ist das wirklich so? Ersteres würde ich zu 100 Prozent unterschreiben, ja Ali hat überall geboxt. In Deutschland gegen Karl Mildenberger, in Kanada gegen George Chuvalo, in England gegen Henry Cooper, um nur einige Auswärts Kämpfe zu nennen. Doch auch Ali hatte einige Gegner, die nicht zur Creme de la Creme des Boxsports gehören. Wenn man sich die Liste seiner stärksten Widersacher anschaut, kommt man auf folgende Namen: Joe Frazier, George Foreman, Sonny Liston, Floyd Patterson und Ken Norton. Vielleicht noch Cleveland Williams, Jerry Quarry und Ron Lyle. Alle anderen in seinem Ringresüme sind kaum besser, als die Gegner die Louis geschlagen hat. Nur Joe Frazier und George Foreman verdienen in der Nachbetrachtung das Prädikat: Besser als alle, die Joe Louis vor den Fäusten hatte. Wenn ich die Hand aufs Herz legen müsste, würde ich sagen, dass Ali die besseren Gegner hatte. Aber deutlich knapper, als das in aller Regel verglichen wird. Und ein entscheidender Faktor kommt noch dazu: Während Louis jeden zweifelhaften Sieg mit einem deutlichen Triumph untermauert hat, hat Ali gegen Joe Frazier und Ken Norton den Vergleich, wenn überhaupt nur hauchdünn gewonnen. Einer deutlichen Niederlage gegen Frazier im Fight of the Century folgt 1974 ein Punktsieg. Im Thrilla von Manilla, der vielleicht größten Ringschlacht aller Zeiten, ein hauchdünner Triumph. Gegen Norton wird bis heute diskutiert ob Ali überhaupt gewonnen hat. Bezieht man also neben der Stärke der Gegner auch noch die Art und Weise der Siege mit ein, ist das hier ganz klar ein Duell auf Augenhöhe.
Während seiner Karriere ist Muhammad Ali Teil der legendärsten Gefechte im Seilgeviert. Sein Mega Upset im 1964 gegen Sonny Liston, seine Niederlage gegen Joe Frazier im Fight of the Century und seine unglaubliche Leistung im Thrilla in Manilla ebenso gegen Frazier. Dazu kommt der Sieg im Rumble in the Jungle, dem für nahezu alle Fans größten Kampf Alis. Mit Worten ist die Größe und die Wertigkeit dieser Gefechte kaum zu beschreiben. Doch einem Duell in der Boxgeschichte müssen sie sich alle beugen: dem Gefecht 1938 zwischen Joe Louis und Max Schmeling. Das Duell der beiden Boxer wird nicht nur zum größten Sportereignis des Jahres, sondern auch zur politischen Auseinandersetzung. Hitler und Nazideutschland glorifizieren Schmeling und lassen ihn unfreiwillig als Vertreter der deutschen Herrenrasse antreten. Dagegen steht Joe Louis als schwarzer Boxer und Kämpfer für die freie Welt. Präsident Roosevelt lädt ihn eigens ins weiße Haus ein, um sicherzugehen, dass der braune Bomber weiss wie wichtig diese Aufgabe ist. Dazu kommt der Fakt, dass der deutsche Ausnahmeathlet Louis seine erste und bisher einzige Niederlage im Seilgeviert zugefügt hat. Der Druck und die öffentliche Wahrnehmung könnte größer nicht sein. Doch Louis hält stand und wie! Er demoralisiert Schmeling (der innerlich ein absoluter Gegner von Hitlers Politik war) und damit ganz Nazi Deutschland in der ersten Runde durch Knockout. Einen Sieg, den es in dieser Größe im Boxsport später nie mehr gegeben hat.
Muhammad Ali und Joe Louis sind die beiden erfolgreichsten Schwergewichte, die jemals einen Boxring betreten haben. Kein anderer Boxer war jemals Teil einer solchen Anzahl an großen Schlachten und hat sich gegen derart viele starke Boxer durchgesetzt. Diejenigen unter den Boxlegenden, die mehr Titelverteidigungen auf dem Zettel haben als Ali, haben dies zweifelsfrei gegen schwächere Gegner getan. Ein Larry Holmes beispielsweise hat ein deutlich schwächeres Ringresüme als Ali. The Greatest hat Maßstäbe gesetzt. Doch wie man es dreht und wendet, wenn man sich alles wirklich im tiefsten Detail anschaut, dann ist der Braune Bomber boxerisch der erfolgreichere Mann. Der 1,88 Meter große Louis steht Ali in keiner Kategorie nach und übertrifft den Olympiasieger von 1960 deutlich in Sachen Konsistenz. FAZIT VORTEIL LOUIS.
Credits to Rummys Corner
PERSÖNLICHKEIT
Als ich 12 oder 13 war, schenkte mir Ali ein Paar seiner Handschuhe. Sie waren innen voll Blut und meine Mutter hat sie weggeworfen. Es war das erste Mal, dass ich meine Mutter verflucht habe. – Mickey Rourke, Schauspieler
In vielerlei Hinsicht hat ein Mann den Weg für Louis und Ali geebnet. Oder auch nicht geebnet: Jack Johnson. Der erste schwarze Schwergewichts-Champion überzeugte boxerisch und rebellierte neben dem Ring gegen alles, was der weiße Mann zu bieten hatte. Er zeigt sich mit weißen Frauen, demontiert weiße Boxer und isst in weißen Restaurants, als ob es keine Rassentrennung geben würde. Er ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Joe Louis sich das Image eines Saubermanns zulegen musste. Keine Fotos mit weißen Frauen, immer höflich und nett und vor allem angepasst. Louis, der hinter der Fassade ein ganz anderes Leben lebt, ist der erste schwarze Champion der auch von einem Großteil der weißen Menschen verehrt wird. Ali hingegen folgt eher Johnsons Vorbild und wird vielleicht noch mehr gehasst als der Galveston Giant. Mit 23 Jahren ändert er seinen Namen von Cassius Clay in Muhammad Ali und ist Zeit seiner Karriere umgeben von der Nation of Islam mit ihrem Anführer Elijah Muhammad. Ali folgt dessen Ideologien und verkündet immer wieder, wie stolz er ist schwarzer Moslem zu sein. Unter anderem beleidigt er auch Joe Louis als Onkel Tom, ein Ausdruck der damals für Schwarze verwendet wird, die sich bei den Weißen anbiedern. Eine Aussage, die falscher nicht sein könnte.
Louis ist der große Held der schwarzen Generation in Amerika in den Dreißiger und Vierziger Jahren. Er ist ein Schwarzer, der es geschafft hat, und zwar aus armen Verhältnissen an die Spitze. Dadurch wird er zum Vorbild für eine unendliche Menge junger Menschen und zum ersten schwarzen Sportstar in den Staaten. Als Louis später in der Armee dient, sorgt er dafür dass auch schwarze Soldaten bei seinen Kämpfen zu Gast sein dürfen. Er setzt sich stark für seine schwarzen Mitmenschen ein und ermöglicht vielen von Ihnen eine Offizierslaufbahn. Später, als seine Boxkarriere sich dem Ende zuneigt, revoltiert er gegen die Rassentrennung im Golfsport. Zu dieser Zeit dürfen Schwarze erstmals an offiziellen Turnieren teilnehmen. Louis tut einiges gegen die damalige Rassentrennung. Dazu wird er von Größen wie Nelson Mandela und Martin Luther Kind als Vorbild gepriesen. Gleichzeitig ist er die Marionette der US-Regierung und erfüllt Propaganda Zwecke. Fast ironisch ist es, dass später eben jene Regierung ihn tief finanziell bluten lässt. Louis hat seit seiner Nachkriegs Karriere eine hohe Menge an Schulden, die ihn noch Jahrzehnte später verfolgen. Er muss Jobs und auch noch zwei Boxkämpfe annehmen, die er unter anderen finanziellen Umständen niemals gekämpft hätte. Auch als Vater hat Louis nicht den besten Ruf. Er stirbt relativ verarmt im Alter von 67 Jahren aufgrund starker Krankheit in Las Vegas.
Muhammad Ali ist wohl DIE Sportikone überhaupt. Übergroß und vergöttert, kommt man einfach nicht am Mann aus Louisville vorbei. Wenn man ein Highlight-Reel von Ali auf Youtube anschaut, könnte man meinen er ist die Definition eines modernen Helden. Und das ist er. Ein Held, der gleichzeitig ein Mensch mit Schwächen ist wie wir alle. Ali benennt sich mit 23 Jahren von Cassius Clay in Muhammad Ali um. Er tritt zu diesem Zeitpunkt der Nation of Islam bei und vertritt deren radikalen Ansichten. Seite an Seite mit Malcom X und dem Führer der schwarzen Moslems Elijah Muhammad wird er zum schwarzen Bürgerrechtler, der öfter über das Ziel hinaus schießt. Ali kennt keine zwei Meinungen mehr. Vielleicht schlummert eine tiefe unsichtbare Unsicherheit im großen Champion, wir wissen es nicht. Doch Ali folgt dem Kult. Was ihn natürlich, genauso wie Louis, zu einem Helden für eine ganze schwarze Generation macht. Zu einem ganz anderen Helden wird er, als er die berühmten Worte: Ich habe kein Problem mit dem Viet Cong! ins Mikrofon spricht. Ali verweigert den Kriegsdienst und bringt dafür das größtmögliche Opfer: Drei Jahre ohne Boxen und der Verlust seines WM-Gürtels. Zuerst von einem Großteil der Öffentlichkeit dafür gehasst, doch dann wandelt sich das Bild später. Als das amerikanische Volk erkennt, wie sinnlos der Vietnamkrieg ist, wird Ali zum übergroßen Helden. Unvergessen die Menschenmassen, die ihn bei seinem Kampf in Zaire folgen. Er ist ein König, innerhalb und außerhalb des Rings. Gleichzeitig wirkt er oft wie eine Marionette der Nation of Islam, ähnlich wie Joe Louis bei der US-Armee. Er ist ebenso kein guter Vater und schlägt vor allem mit seinem Trash Talk sehr häufig über die Stränge. So beleidigt er Joe Frazier aufs absolut Übelste und nennt sogar Joe Louis einen Onkel Tom. The Greatest stirbt im Alter von 74 Jahren an Parkinson in Scottsdale.
Sowohl Joe Louis, als auch Muhammad Ali sind riesengroße heldenhafte Persönlichkeiten. Ihre Schattenseiten, die jeder Mensch hat, verschwinden vor allem bei Ali oft hinter dieser Übergröße. Mit seiner Kriegsdienstverweigerung hat Ali ein absolutes Zeichen gesetzt, was Louis im Vergleich oft vorgehalten wird. Doch man kann wohl schwer den Kampf gegen den Dämon Hitler mit dem Vietnam Krieg vergleichen. Sowohl Ali, als auch Louis, haben sich unglaublich für die Schwarze Rechte eingesetzt. Jeder auf seine Art und Weise. Die beiden waren Vorbilder für eine Generation, und selten als Vater für ihre eigenen Kinder präsent. Sie waren in gewisser Weise Marionetten einer übergroßen Organisation: der US-Regierung und der Nation of Islam. Beide Boxer sterben relativ jung an schwerer Krankheit. So verschieden die beiden Athleten sind, so ähnlich ist ihre Geschichte außerhalb des Rings. Insgesamt muss sich Louis trotzdem Alis unglaublichem Charisma geschlagen geben, wenn auch hauchdünn. FAZIT VORTEIL ALI.
Credits to Ilias Khidir
DIREKTER VERGLEICH
Ali ist ein großer Kämpfer, aber er macht zu viele Fehler. – Joe Louis
Was gibt es schöneres oder schlimmeres als einen direkten Vergleich zweier Boxer, die in unterschiedlichen Generationen ihr Können gezeigt haben? Ali und Louis fallen hier nicht aus der Reihe, es ist sogar vielleicht das faszinierendste Fantasy Match-Up der Schwergewichtsgeschichte. Klingt vielleicht krass, ist aber so.
Unbestritten sind Alis höhere Geschwindigkeit und seine höhere Anpassungsfähigkeit an Alter und Gegner. Während Louis seinen Kampfstil während eines Gefechts nur selten adjustierte, änderte The Greatest immer wieder seine Taktik im Ring. Dazu kommt Alis unglaublich schnelle Beinarbeit. Ali hatte außergewöhnliche gottgegebene Reflexe und ein sehr starkes Kinn. Als Beispiel warum Ali Joe Louis auf jeden Fall bezwungen hätte, werden immer wieder die Duelle des braunen Bomber mit Billy Conn herangezogen. Billy Conn, ein Hall of Famer im Halbschwergewicht, stellt Louis in deren Gefechten mit seiner Beinarbeit und Schnelligkeit vor eine ganz große Herausforderung. Beinahe hätte er Louis seine zweite Profiniederlage zugefügt. Wenn schon ein Billy Conn so nah an einen Sieg herankommt, was hätte ein Muhammad Ali getan? Ein Mann, größer, schwerer und wahrscheinlich sogar noch schneller als Conn.
Auf der Gegenseite stehen allerdings auch einige Argumente, unter anderem ein ganz großes mit dem Namen Joe Frazier: Smokin Joe bezwingt einen Ali im Alter von 29 Jahren deutlich. Die Sache ist nur, dass Joe Louis nicht nur ein deutlich stärkerer Puncher war als Frazier, wahrscheinlich war er auch schneller. Ali hat immer Probleme mit guten Jabbern gehabt, siehe seine Duelle mit dem starken Ken Norton. Der Jab von Joe Louis ist einer der stärksten in der gesamten Box Historie. Fein und präzise wie ein Schweizer Messer. Vor allem die Geschwindigkeit in Louis Händen hätte Ali vor Probleme stellen können. Louis wäre in der Lage gewesen Alis Schwächen in der Defensive zu offenbaren und auszunutzen. Alis oft hochgelobter Anpassungsfähigkeit steht der braune Bomber im Großen und Ganzen in Nichts nach. In Rematches ist seine Bilanz nicht umsonst 10-0. Louis war ein Knockouter, cool wie eine Assasine mit absoluten Dampfhämmern in beiden Fäusten.
Muhammad Ali hätte wohl so seine Schwierigkeiten mit Joe Louis gehabt. Der starke Jab, die Geschwindigkeit in den Schlägen und die Coolness des braunen Bomber hätten zu einem vermutlich epischen Duell auf Augenhöhe geführt. Ganz ehrlich, wenn man die beiden Legenden in Ihrer Prime ins 21. Jahrhundert beamen könnte, wer würde nicht den pay-per-view zahlen? Insgesamt glaube ich, dass Muhammad Alis große Geschwindigkeit vor allem in den Beinen, ihm den Sieg gebracht hätte. Dazu kommen Vorteile in Größe und Reichweite. Im direkten Vergleich gilt also das FAZIT VORTEIL ALI.
Credits to Gatto Volante
FAZIT
Ich habe Joe Louis immer damit aufgezogen, dass ich der Größte bin. Aber Joe Louis war der größte Schwergewichtsboxer der Geschichte! – Muhammad Ali
Und wo stehen wir jetzt in unserer Gesamtbetrachtung? Bei einem leichten Vorteil für Muhammad Ali. Fakt ist: Es passt kaum eine Haaresbreite zwischen die beiden größten Schwergewichts-Champions aller Zeiten. Wen überrascht das? Sowohl Louis, als auch Ali haben Ihre Ära geprägt und dominiert. Ali kämpfte hier in einer etwas stärkeren Generation an Schwergewichtsboxern, dafür fuhr er auch die knapperen Siege ein. Für ihre sportliche Leistung hätten beide eine Statue verdient.
Wer wirklich der Bessere für mich ist?
Schaut die neue Folge TOE TO TOE mit Stargast und Autor David Pfeifer und Ihr bekommt eine Antwort, die sich gewaschen hat.
TOE TO TOE ÜBER DIE BEIDEN IKONEN
Credits to TOE TO TOE | Mariposa BC | Fight24.tv | Gym Yilmaz | Basecamp München | David Pfeifer
Bücher von David Pfeifer: Max Schmeling | Schlag weiter Herz
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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SCHWERE LEGENDEN
Von Roman Horschig mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz.
Im Rahmen unseres frischen Box-Formats TOE TO TOE auf Youtube haben wir die besten Schwergewichts-Champions aller Zeiten gesucht. Das Ergebnis gibt’s hier, ehrlich und ungeschönt. Powered wie immer by fight24.tv und dem Mariposa Boxing Club in Sendling.
KNAPP GESCHEITERT
Ihr kennt das ja: Wir wollten Eure TOP FÜNF und haben dann eine TOP 10 draus gemacht. Da es hier wirklich um die Elite der Elite geht haben es selbst wirklich illustre Namen nicht in die Rangliste geschafft. Sie seien hier trotzdem in aller Kürze erwähnt:
TYSON “THE GYPSY KING”FURY
Der amtierende WBC-Champ ist aktuell im Boxen das Maß aller Dinge und hat unser TOP 10 Voting der aktuellen Schwergewichts-Elite ganz klar für sich entschieden. Sein Sieg gegen Deontay Wilder im Februar diesen Jahres kann ganz klar als Signature Win gewertet werden. Doch um in dieser Rangliste nach vorne zu kommen, fehlen dem Gypsy King einfach Titelverteidigungen. Davon hat der Mann aus Manchester nämlich bisher keine Einzige auf dem Konto. Ganz im Gegenteil, nach seinem Sieg gegen Wladimir Klitschko 2015, versank der Mann aus Manchester in Depressionen und legte seine Titel ab. Jetzt hat er die Chance diese Fehler ein für alle Mal wieder gut zu machen.
EVANDER “THE REAL DEAL” HOLYFIELD
The Real Deal hat unsere TOP 10 ebenfalls knapp verfehlt, für mich persönlich doch überraschend. Der ehemalige Cruisergewichts Champion sicherte sich in seiner Karriere gleich dreimal die Krone in der Königsklasse. Seine größten Siege im Schwergewicht sind sicher die beiden Gefechte mit Iron Mike Tyson, seine Revanche gegen Riddick Bowe und sein erstmaliger Triumph gegen Buster Douglas. Holyfield zeichnete sich durch überragende Physis und Nehmerqualitäten aus und ist gerade vor Kurzem erst für ein Exhibition Rematch gegen Mike Tyson im Gespräch gewesen.
VITALI “DR. IRONFIST” KLITSCHKO
Kaum ein Weltmeister der letzten Jahrzehnte wird so sehr über eine Niederlage definiert wie Vitali Klitschko, im Positiven! Sein Duell mit Lennox Lewis ist bei nahezu allen Fans das erste was ihnen beim Ukrainer in den Sinn kommt. Seine anschließenden Regentschaften vor und nach seinem Rücktritt sind vor allem durch Siege gegen verhältnismäßig schwächere Gegner gekennzeichnet. Vor allem auch weil er gegen den anderen großen Boxer seiner Generation, seinen Bruder Wladimir, nie angetreten ist. Der ehemalige Kickboxer Klitschko verpasst bei uns die TOP 10 um Haaresbreite.
DIE TOP 10
Das war die Vorspeise, jetzt kommen wir zum sehr leckeren Hauptmenü. Die besten 10 Schwergewichtsboxer aller Zeiten powered by TOE TO TOE. Viel Spaß beim Lesen!
PLATZ 10 JACK “MANASSA MAULER” DEMPSEY
Jack Dempsey Box Rec | Jack Dempsey Buch
Der Manassa Mauler oder auch Million Dollar Man regierte die Schwergewichts Szene von 1919 bis 1926, wobei er seinen Titel in diesen Jahren nur fünf mal verteidigte. Zu dieser Zeit hatte der Schwergewichts Weltmeister einen ähnlichen Status wie der amerikanische Präsident und Dempsey war der erste ganz große Star im Box Zirkus. Und auch boxerisch suchte er zu dieser Zeit seines Gleichen. Nachdem er den Titel mit einer völligen Demontage des damaligen Weltmeisters Jess Willard gewonnen hat, stellt er sich unter anderem dem gefürchteten Puncher Luis Angel Firpo. Dempsey wird in diesem Gefecht von Firpo so hart getroffen, dass er aus dem Ring fliegt. Dempsey kommt allerdings zurück und knockt Firpo aus. Insgesamt sehen die Zuschauer in diesem Fight in nur zwei Runden ganze elf Knockdowns. Bis heute gilt er als einer der größten Schlachten der Boxgeschichte. Seine Karriere endet mit zwei Niederlagen gegen den starken Gene Tunney, eine davon höchst umstritten im Long Count Fight. Dempsey war unbestritten der größte Star im Boxen der 1920er Jahre.
PLATZ 9 LARRY “EASTON ASSASSIN” HOLMES
Larry Holmes Box Rec | Larry Holmes Homepage
The Easton Assassin findet sich in nahezu allen TOP 10 Rankings der großen Magazine und hat es auch bei uns auf den neunten Platz geschafft. Für viele absolut unterbewertet leidet das Starimage des Ausnahme Boxers vor allem auch darunter, dass er direkt nach Muhammad Ali und vor Mike Tyson auf dem Thron sitzt. Holmes, der sich in Sachen Anzahl der Titelverteidigungen am Stück nur Wladimir Klitschko und Joe Louis beugen muss, verfügte über einen der gefürchtetsten Jabs im Schwergewicht aller Zeiten. Technisch nahezu perfekt zeigte er in vielen Gefechten auch sehr starke Nehmerqualitäten. Seine größten Siege feierte er gegen den damals starken Veteranen Ken Norton, Earnie Shavers, Tim Witherspoon und Gerry Cooney. Sein Sieg gegen Muhammad Ali ist aufgrund dessen körperlichen Zustandes dagegen kaum erwähnenswert. Holmes traf einfach fünf Jahre zu spät auf seinen ehemaligen Sparringspartner.
PLATZ 8 JACK “GALVESTON GIANT” JOHNSON
Jack Johnson Box Rec | Jack Johnson Buch
Der Galveston Giant wird für immer in Erinnerung bleiben als der erste schwarze Mann, der die Weltmeisterschaft im Schwergewicht gewonnen hat. Der 1,84 Meter große Amerikaner machte sich in jungen Jahren vor allem durch unzählige Untergrundkämpfe einen Namen, bis er 1899 das erste Mal in Chicago die große Bühne betritt und gegen Klondike Haynes antritt. Johnson verliert zunächst gegen den Favoriten, rächt sich aber im späteren Rematch. Die Zeiten sind damals andere und Johnson muss mehrmals wegen Teilnahme an illegalen Preis-Fights ins Gefängnis. Er muss sich über Jahre nach oben kämpfen um schließlich trotz aller rassischen Gegebenheiten 1908 einen Kampf gegen den Weltmeister Tommy Burns zu bekommen. Johnson dominiert den Kampf und holt sich endlich die Krone, die er verdient.
Auch neben dem Boxring produziert er unzählige Schlagzeilen, posiert beispielsweise häufig mit weißen Frauen um die weiße Oberschicht zu provozieren. 1910 demoliert er auch noch den linearen ungeschlagenen Weltmeister Jim Jeffries, der eigens für Johnson aus dem boxerischen Exil zurückgekehrt ist. Johnson ist der König der Sportwelt, doch seine Kämpfe fordern auch Opfer. Immer wieder sterben Menschen bei Waffen Unruhen. Auch Johnson bleib nicht geschont und muss bald nach seinem Sieg ins Exil, weil ihm verschiedenste Verbrechen nachgesagt werden. Nach seiner Rückkehr in die USA verliert er 1915 gegen den aufstrebenden Star Jess Willard. Johnson hatte seinen Zenit überschritten. Er wird danach keine Chance mehr auf eine Weltmeisterschaft bekommen. Mit seinen Errungenschaften und vor allem seiner mutigen und einzigartigen Art hat er sich seinen Platz in den TOP 10 allerdings ganz klar verdient.
PLATZ 7 JOE “SMOKIN JOE” FRAZIER
Joe Frazier Box Rec | Joe Frazier Buch
Smokin Joe Frazier war DER Gegner des großen Muhammad Ali. Was wie ein Segen klingt, ist in diesem Fall aber auch ein Fluch, denn die meisten Fans erinnern sich eher an The Greatest als an den Mann aus XXX. Als Ali in den späten Sechzigern seine Box-Lizenz verliert erobert Frazier nicht nur den Boxthron, er demontiert den ehemaligen Champ auch im Fight of the Century. Der beste Frazier aller Zeiten lässt Ali im Madison Square Garden keine Chance und krönt sich zum absoluten König. Danach verliert Frazier allerdings an Stärke und ist bald darauf chancenlos gegen George Foreman. Auch einen Rückkampf gegen Ali verliert er nach Punkten. Im Thriller von Manila, für viele dem größten Boxkkampf aller Zeiten, muss er sich Ali ebenfalls geschlagen geben. Frazier ist zu diesem Zeitpunkt allerdings schon über seinem Zenit. Weitere erwähnenswerte große Siege sind seine olympische Goldmedaille 1964 und die Triumphe über Jerry Quarry und Jimmy Ellis.
PLATZ 6 GEORGE “BIG GEORGE” FOREMAN
George Foreman Box Rec | George Foreman Buch
Wo würde George Foreman stehen, wenn er nicht 1974 gegen Muhammad Ali in Zaire verloren hätte? Dem damals mit Abstand gefährlichsten Puncher wurde mit der Rope-a-Dope Taktik der Zahn gezogen und gleichzeitig der Nimbus der Unbesiegbarkeit. Zuvor rollte der Olympiasieger von 1968 durch das Schwergewicht und demontierte sehr starke Gegner wie Joe Frazier und Ken Norton. Nach der Niederlage gegen Ali ist er allerdings nie mehr ganz derselbe und tritt bald darauf nach einer weiteren Niederlage gegen Jimmy Young vom Boxsport zurück. Foreman feiert allerdings eines der größten Comebacks der Sportgeschichte und krönt sich in den Neunzigern erneut zum Weltmeister in einem starken Gefecht gegen Michael Moorer. Sein Altersrekord von 45 Jahren steht bis heute, genauso wie seine George Foreman Grills.
PLATZ 5 LENNOX “THE LION” LEWIS
Lennox Lewis Box Rec | Lennox Lewis Buch
Der Brite mit kanadischen und jamaikanischem Blut landet bei uns auf Platz Fünf der ewigen Rangliste. Seinem Olympiasieg 1988 gegen den starken Riddick Bowe folgt eine unglaubliche Profikarriere, in der Lewis jeden seiner Gegner besiegt. Nach einer kurzen Regentschaft bei der WBC in der ersten Hälfte des Jahrzehnts schafft es Lennox 1999 tatsächlich alle Gürtel und die lineare Weltmeisterschaft in zwei Gefechten gegen Evander Holyfield zu vereinigen. Seinem Triumph über Holyfield lässt er 2002 noch einen Sieg gegen Mike Tyson folgen. Im vielleicht stärksten Jahrzehnt der Geschichte des Schwergewichtsboxens schlägt der Brite weitere starke Kaliber wie Shannon Briggs, Andrew Golota, David Tua und Razor Ruddock. Lennox Lewis wird zum heutigen Zeitpunkt von vielen als der letzte ganz große Schwergewichts Champion angesehen und tritt 2003 nach einem Sieg gegen Vitali Klitschko ab. In 2020 schicken sich zwei seiner Landsleute an in seine großen Fußstapfen zu treten.
PLATZ 4 JOE “BROWN BOMBER” LOUIS
Joe Louis Box Rec | Joe Louis Buch
Nur eine Niederlage in seinen ersten 62 Kämpfen, 25 Titelverteidigungen und knapp 12 Jahre als regierender Schwergewichtsweltmeister. Wenn es um die nackten Zahlen geht ist Joe Louis noch vor dem legendären Muhammad Ali die Numero Uno. Sein wahrscheinlich wichtigster Sieg war sein Triumph über den Deutschen Max Schmeling. Das Gefecht, dass 1938 stattfand, war nicht nur ein Kampf gegen Schmeling sondern einer gegen ganz Nazi Deutschland und Adolf Hitler. Der Detroit Bomber deklassierte seinen Kontrahenten und gewinnt den vielleicht größten Fight der gesamten Boxgeschichte. Louis, der sich das Boxen zu Beginn vom Geld seiner Mutter für Violine Stunden finanzierte, war der komplette Kontrast zu seinem schwarzen Vorgänger Jack Johnson. Höflich, respektvoll und ein sauberes Image machten ihn zum Helden seiner Generation. Nachdem er seine Niederlage gegen Schmeling gerächt hat dominiert er das Schwergewicht für Jahre. Dabei verliert er noch vier davon während des zweiten Weltkrieges. Louis demontiert jeden seiner Gegner unter anderem den sehr starken Billy Conn und die ehemaligen Champions James Braddock, Max Baer und Primo Carnera. Sein schlechtes Management sorgt allerdings dafür, dass er hoch verschuldet noch bis lange nach seiner Prime Time weiter boxen muss. Der braune Bomber stirbt 1976 schwer krank in Las Vegas.
PLATZ 3 MIKE “IRON MIKE” TYSON
Iron Mike Tyson ist die Attraktion, die das Boxen in den späten Achtzigern gebraucht hat. Muskelbepackt, Brutal und gnadenlos. Kid Dynamite, wie Tyson in jungen Jahren genannt wird, räumt zu dieser Zeit alles und jeden aus dem Weg und krönt sich nach Siegen gegen Trevor Berbick, James Smith, Tony Tucker und Michael Spinks zum unumstrittenen linearen Weltmeister. Doch Tyson mag nicht nur Boxen, sondern auch Drogen und Frauen. So schnell sein Stern aufsteigt, so schnell geht es wieder bergab. Nach einer sehr überraschenden Niederlage gegen Buster Douglas in Tokio landet er kurz darauf wegen einer angeblichen Vergewaltigung im Gefängnis. Nach seiner Rückkehr sichert sich Iron Mike in Rekordgeschwindigkeit noch einmal die Gürtel der WBC und WBA, verliert diese dann aber ganz schnell gegen Evander Holyfield. Später zieht er dann auch gegen den anderen großen Boxer seiner Generation, Lennox Lewis, den Kürzeren. Alles in allem ein großes Versprechen, was nie ganz eingelöst wurde. Mehr zu Tyson gibts in der ausführlichen TOE TO TOE Folge Numero Drei.
PLATZ 2 ROCKY BROCKTON BLOCKBUSTER MARCIANO
Rocky Marciano Box Rec | Rocky Marciano Buch
Rocky Marciano wird von vielen Experten als DER Über Performer der Boxgeschichte bezeichnet. Und das vollkommen zurecht! Ohne die ganz große Amateurkarriere und vor allem ohne die technischen und körperlichen Anlagen kämpft sich Marciano in absolut beeindruckender Manier nach oben. Der Mann mit den italienischen Wurzeln ist das Idol seiner Landsleute und sichert sich schließlich 1958 den Titel gegen Jersey Joe Walcott. Seine Schlagkraft ist bis heute genauso beeindruckend wie seine Vorbereitung. Wie kein anderer Boxer verschreibt sich Marciano einem absolut mönch artigen Leben, nur um dann im Ring brutal abzuliefern. Nach insgesamt 49 Siegen und sechs Titelverteidigungen tritt der Brockton Blockbuster 1955 ab. Die größten Siege seiner illustren Karriere feierte er gegen einen gealterten Joe Louis, Archie Moore und den starken Ezzard Charles. Bis heute ist er der einzige ungeschlagene Schwergewichtsweltmeister, der zurückgetreten ist. Marciano stirbt 1969 bei einem Flugzeugunglück.
PLATZ 1 MUHAMMAD “THE GREATEST” ALI
Muhammad Ali Box Rec | Muhammad Ali Buch
The Greatest of All Time wird wohl nicht ganz zu Unrecht auf Platz Eins dieser Liste geführt. Auch wenn sich Experten immer wieder streiten. ob er oder Joe Louis die wahre Numero Uno sind, so landet der Mann aus Louisville doch meistens auf dem ersten Platz des Podiums. Ausgestattet mit dem wohl größten Mundwerk und der besten Beinarbeit der Boxgeschichte schießt Ali in den Sechzigern nach oben. Nach seinem Olympiasieg in Rom dauert es nur vier Jahre bis er sich auch die Schwergewichts Krone aufsetzt. Als großer Underdog entthront er in 1964 Sonny Liston. Auch den Rückkampf gewinnt Ali, der damals noch Cassius Clay heißt, durch den berühmten Phantom Punch. Nach einigen Titelverteidigungen gegen gute, aber nicht überragende Gegner, muss Ali 1967 seine Boxlizenz wegen Kriegsdienstverweigerung abgeben. Nach seiner Rückkehr ist er nicht mehr derselbe und verliert gegen Joe Frazier. Doch Ali passt seinen Kampfstil seiner nachlassenden Geschwindigkeit an und schlägt Frazier im Rematch und entthront schließlich George Foreman in einem der größten Kämpfe der Geschichte in Zaire. Nach einigen weiteren Siegen verliert Ali den Titel gegen den unbekannten Leon Spinks, nur um ihn sich im Rückkampf zurückzuholen und als dreifacher Weltmeister Geschichte zu schreiben. Ali kämpft am Ende allerdings zu lange weiter und tritt erst nach einer Niederlage gegen Trevor Berbick 1981 ab. Aufgrund seiner Erfolge und seiner Persönlichkeit ist er für viele Fans der größte Sportler aller Zeiten.
TOE TO TOE ÜBER DIE BESTEN HEAVYWEIGHTS ALLER ZEITEN
Quelle Titelbild: https://www.flickr.com/photos/nostri-imago/4438857719
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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TOE TO TOE FEIERT JUBILÄUM
powererd by Mariposa Boxing Club | fight24tv | Basecamp München
Da sind wir wieder und zwar zum zehnten Mal! Am kommenden Donnerstag führen Tim und ich, Euch durch die Geschichte des Schwergewichtsboxens. Inklusive der Gewinnerverlosung unserer aktuellen Umfrage. Dazu ist es die zehnte Folge TOE TO TOE! Zeit für einen kleinen Rückblick auf alles was wir bisher gesendet haben. Nochmal anschauen und genießen!
Die aktuelle Folge wie gewohnt um 21 Uhr auf dem Youtube Kanal von fight24.tv
FOLGE 1 PACKT USYK DAS SCHWERGEWICHT?
Tim und ich gehen dieser tiefsinnigen Frage auf den Grund
FOLGE 2 DIE BESTEN SCHWERGEWICHTE
Die aktuelle Creme de la Creme präsentiert von Tim und mir
FOLGE 3 IRON MIKE TYSON
Wie gut war Tyson wirklich – Eine Frage die es zu beantworten gilt
FOLGE 4 AJ VERSUS FURY
Wer würde ein Duell der Schwergewichts Kings gewinnen? – Tim und ich sagens Euch!
FOLGE 5 INTERVIEW MIT ALEX RIGAS
The Great aus Weilheim plaudert aus dem Nähkästchen
FOLGE 6 INTERVIEW MIT PATRICK ROKOHL
The Patriot aus Braunschweig steht Rede und Antwort
FOLGE 7 INTERVIEW MIT HOWIK BEBRAHAM
Die deutsche Nummer Eins ist sympathischer Gast
FOLGE 8 OLYMPIASIEGER ALS PROFIS
Ist die Goldmedallie eine Garantie für Erfolg als Profi? – Wir sagen es Euch!
FOLGE 9 INTERVIEW MIT ARTUR MANN
Die deutsche Cruiserhoffnung bei Tim im Talk
FOLGE 10 DIE BESTEN SCHWERGEWICHTE ALL TIME
Mit gewohnt sitzendem Outfit präsentieren wir Euch die TOP 10 All Time in der Königsklasse
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
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DIE NUMMER EINS
Es gibt Dinge im Leben die ändern sich, aber eine Sache ist klar: Wir Deutschen haben die besten Torhüter im Fußball! Klar, es mag Ausnahmen geben, wie auch in jüngerer Zeit Gianluigi Buffon oder der heilige Iker Casillas. Aber die bestätigen ja, wie jeder weiß nur die Regel! Die deutsche Fußballnation hat die besten Männer zwischen dem Pfosten, was eine Liste folgender Namen nur nochmal bekräftigen wird: Sepp Maier, Toni Schumacher, Eike Immel, Bodo Illgner, Andreas Köpke, Jens Lehmann, Oliver Kahn, Manuel Neuer, Marc-Andre ter Stegen. Und wahrscheinlich habe ich noch zehn Stück vergessen, die man hätte erwähnen können. Seit ich die Ehre habe den Fußballsport zu verfolgen, hat die deutsche Nationalmannschaft nur dann ein Torwartproblem, wenn es darum geht aus welchen sehr starken Keepern man als Bundestrainer seine Nummer Eins auswählt. Verglichen mit anderen Spielpositionen sind wir im Tor einfach bärenstark. Jetzt kann man sich natürlich überlegen woran das liegt und gewisse Faktoren analysieren. Was mir aber an sich viel mehr Spaß macht ist, Superlativen anzuschauen und zu ermitteln wer denn der beste deutsche Keeper ist. Und zwar aller Zeiten.
Die Auswahl an Weltklasse Keepern ist nahezu unerschöpflich, nichtsdestotrotz schränke ich die Analyse von Beginn an ein, nämlich auf meine Lebzeiten. Also Sorry an dieser Stelle an Sepp Maier und Toni Schumacher. Ich bin neunziger Baujahr und habe nie ein komplettes Spiel über 90 Minuten der beiden Torwart Legenden gesehen. Wie soll ich da eine fundierte Meinung zu ihrer Qualität abgeben? An dieser Stelle sei aber nochmal erwähnt, dass diese beiden mit je 73 Länderspielen zur absoluten Creme de la Creme der deutschen Torwart Zunft aller Zeiten zählen. Aus der Generation nach Schumacher stechen für mich zwei Namen hervor: Oliver Kahn und Manuel Neuer. Es sprechen extrem viele Argumente dafür, dass diese beiden Athleten die anderen starken Keeper Jens Lehmann, Andreas Köpke und auch Marc-Andre ter Stegen überragen. Ich belasse es hier mal bei zwei: Länderspiele und Titel. Neuer und Kahn haben beide deutlich mehr Länderspiele gespielt und große Titel gewonnen, als die anderen drei Goalies. Und auch wenn jeder von ihnen absolute Peak Phasen hatte, Lehmann 2006, Köpke 1996 und Marc-Andre ter Stegen gerade in den letzten Monaten vor Corona, so kommt doch keiner von ihnen an die Konstanz und den Erfolg der beiden langjährigen Bayern Torhüter heran. Man könnte sicher alleine über die detaillierten Auswahlkriterien einen ganzen Roman schreiben, aber belassen wir es doch an dieser Stelle hierbei. Für alle Fußballfans, die in Neuer und Kahn die beiden besten Torhüter Deutschlands aller Zeiten sehen, ist dass hier ein All Time Vergleich. Für alle anderen, die noch andere Namen ganz oben sehen, ist es einfach ein Vergleich der beiden besten Bayern Torhüter der letzten 40 Jahre. Kahn oder Neuer? Wer ist die Nummer Eins?
ER KAHN SAH UND SIEGTE
Oliver Kahn wird am 15. Juni 1969 in Karlsruhe geboren. Der Blondschopf beginnt beim ansässigen SC im Alter von sechs Jahren mit dem Ballsport, zu Beginn sogar auf dem Feld. Als sein Großvater ihm dann einen Original Trikotsatz von Sepp Maier schenkt, gibt es für den Jungen nur noch eine Leidenschaft: Das Tor hüten! Kahns Ehrgeiz bringt ihn steil nach oben, 1987 gibt er sein Profidebüt, mit 21 Jahren ist er Stammspieler beim KSC. Da er in Karlsruhe bald an sportliche erreichbare Grenzen stößt, geht es zur Saison 1995 weiter zum großen FC Bayern. Was Kahn hier bis zu seinem Karriere-Ende abliefert ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben. Kahn gewinnt mit Bayern alles: Champions League, Weltpokal, UEFA-Cup, sechsmal den DFB-Pokal und achtmal(!) die deutsche Meisterschaft. Der Vulkahn, wie Kahn wegen seiner aggressiven Spielweise auch genannt wird, überzeugt mit genialen Reflexen und starkem Leadership. Von Rückschlägen wie den Finalniederlagen gegen Manchester United 1999 und Brasilien 2002 erholt er sich und kommt stärker zurück. Er ist die unmissverständliche Verkörperung von Einsatz und Siegeswille. Bei seiner größten persönlichen Niederlage, der Degradierung zur Nummer Zwei bei der Weltmeisterschaft 2006, zeigt er wahre Größe. Kahn, der in seiner Karriere Anfeindungen wie sonst kaum einer ertragen hat, tritt 2008 als Profi zurück. Vor allem nach seiner Karriere zeigt der Titan sich immer mehr von seiner lockeren Seite und gewinnt Sympathien. Kahn ist unbestritten eine Torwartlegende und wird immer noch von vielen Experten als bester deutscher Torwart aller Zeiten gesehen.
KAHNS BESTE PARADEN FÜR DEN MÜNCHNER WELTCLUB
VOM BALLJUNGEN ZUM WELTMEISTER
Eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch erlebt ein Junge mit dem Namen Manuel Neuer in Gelsenkirchen. Mit vier Jahren fängt er mit dem Fußball an und spielt kurz danach bei seinem Traumverein FC Schalke 04. Neuer, dessen Vorbild in jungen Jahren Jens Lehmann ist, befindet sich außerdem immer wieder als Balljunge und Fan in der Arena zu Gelsenkirchen. Kein Wunder, dass sich die Fans ganz besonders mit dem Jahrhunderttalent identifizieren. Jeder kann es schaffen! Mit Neuer feiert Schalke die größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte: DFB-Pokalsieg und das Champions League Halbfinale. Neuer, der in seiner letzten Saison überragend hält, wechselt dann zur Saison 2012 zum großen FC Bayern und muss eine unglaubliche Hass-Welle über sich ergehen lassen. Doch der Wechsel lohnt sich, denn Neuer kann bis heute eine unglaubliche Titelsammlung sein eigen nennen: Weltmeister, Champions League Sieger, Club-Weltmeister, fünffacher DFB-Pokal Sieger und achtfacher(!) Deutscher Meister. Dazu hält er seinen großen Konkurrenten im Nationalteam Marc-Andre ter Stegen auf Distanz und mit 92 Länderspielen für Deutschland und 194 Zu Null Spielen in der Bundesliga ist er auf dem besten Weg Oliver Kahn in letzterer wichtigen Kategorie zu überflügeln. Neuer ist heute 34 Jahre alt und hat sicher noch ein paar Jahre im Torwart-Tank.
NEUER SCHON DAMALS WELTKLASSE GEGEN MANU
So weit, so gut. Doch wie vergleichen wir nun diese beiden Torwart-Ikonen. Titel? Statistiken? Individuelle Auszeichnungen? Einfluss auf das Spiel der Mannschaft? Sicher alles relativ wichtige Dinge. Doch mir schwebt ein anderer Vergleich vor. Wie wäre es die Performance der beiden Welttorhüter dann zu vergleichen, wenn es am meisten drauf ankommt? Bei dem Turnier, bei dem der Druck, die mediale Aufmerksamkeit und die Motivation der Spieler am Größten ist. Der Fußball Weltmeisterschaft. Oliver Kahn 2002 gegen Manuel Neuer 2014. Ein Vergleich in der Tiefe und Runde für Runde, bei dem am Ende im besten Fall ein klares Ergebnis herauskommt. Die Spannung steigt, fangen wir also an.
VORRUNDE
Der deutsche Fußball erlebt vor der Weltmeisterschaft 2002 eine seiner schwierigsten Phasen. Einer desolaten Europameisterschaft in Holland folgt eine ebenso schwache WM-Qualifikation. Gerade so hat sich das Team in Entscheidungsspielen gegen die Ukraine für die Endrunde in Japan und Korea qualifiziert. Kahn selbst wird während der WM bereits 33 Jahre alt und brennt auf seine Chance. Vier Jahre zuvor war er hinter Andreas Köpke noch die Nummer zwei der deutschen Auswahl. Der Titan ist neben Bayer 04 Leverkusen Star Michael Ballack der Hoffnungsträger im Nationaldress und führt das Team als Kapitän auf den Platz. Im ersten Spiel gegen Saudi Arabien brilliert die DFB Elf und gewinnt 8:0. Kahn, der später in Arabien eine Fußball Akademie eröffnet, wird nicht wirklich gefordert. Das sieht im nächsten Spiel gegen Irland schon ganz anders aus. Kahn rettet mehrmals überragend gegen das starke Sturm Duo Damien Duff und Robbie Keane. Auch wenn er in der Nachspielzeit den ersten Gegentreffer des Turniers hinnehmen muss, so sagt die Kicker Note von 1,0 glaube ich alles. Kahn spielt absolut fehlerfrei und rettet der Nationalelf einen sehr wichtigen Punkt. Im letzten Spiel gegen Kamerun geht es für die Nationalelf schließlich ums Achtelfinal Ticket und wieder ist der Titan zur Stelle. Mit starken Paraden verhindert er einen frühen Rückstand und Deutschland zieht letztendlich souverän ins Achtelfinale ein. Kahns Kicker Note hier: 1,5.
2014 steht die WM unter einem ganz anderen Stern. Nach Halbfinaleinzügen bei den letzten beiden großen Turnieren zuvor, scheint das deutsche Team bereit für den großen Streich. Die Deutschen sind zwar nicht absoluter Topfavorit, aber gehören ganz anders als zwölf Jahre zuvor zu den Mitfavoriten. Neuer selbst ist trotz vorheriger Schulterverletzung in absoluter Topform. Ähnlich wie Kahn, kann sich der Gelsenkirchener beim Auftaktspiel zurücklehnen und schauen wie seine Mitspieler den Gegner Portugal mit 4:0 vorführen. Auch ähnlich zu 2002, zeigt das deutsche Team im zweiten Spiel erste Schwächen. Unter anderem auch Neuer, der die ein oder andere Unsicherheit in sein Spiel einbaut. Bei den Gegentoren ist dem Bayern-Keeper allerdings kein Vorwurf zu machen. Deutschland spielt 2:2 und Neuer erhält die Kicker Note 2,5. Im dritten Gruppenspiel wird Neuer bei Deutschlands souveränem Sieg gegen die USA und Ex-Coach Klinsmann kaum gefordert und erhält die Kicker Note 3,0.
Fazit: Kahn hat Deutschland in der Vorrunde mehrmals gerettet und sich die stärkeren Kicker Noten verdient. Neuer hatte kaum Möglichkeiten sich auszuzeichnen, was man der deutschen Nummer Eins nicht zum Nachteil machen kann. Trotzdem geht die Vorrunde, wenn auch minimal, an den Titan. VORTEIL KAHN.
MANU DER LIBERO
2002 trifft die deutsche Auswahl in der Runde der letzten 16 auf die unangenehm zu spielende Elf aus Paraguay. Was die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler in der ersten Halbzeit spielt ist gelinde gesagt schlecht. Auch Kahn betreibt für seine Verhältnisse einen schwachen Spielaufbau, seine Bälle nach vorne sind katastrophal. Doch der Titan wehrt auch weltklasse einen Distanzschuss von Campos ab und hält am Ende der Partie zum dritten Mal in Asien seinen Kasten sauber. Stabile Leistung und eine Kicker Note von 2,0.
2014 geht das Nationalteam als klarer Favorit ins Achtelfinale gegen Algerien. Was dann folgt ist ein Thriller ala Stephen King. Und mittendrin die Nummer Eins Manuel Neuer. In der ersten Halbzeit rettet der Keeper immer wieder für seine extrem schwimmende Defensive. Schon dabei wird er extrem oft außerhalb seines Kastens gesichtet. Auch in der zweiten Halbzeit ändert sich defensiv nicht viel am Gesamtbild: die Abwehr ist offen und Neuer bügelt die Fehler aus. Da die deutsche Offensive allerdings anfängt zu rollen und immer mehr Chancen kreiert, setzt sich die Qualität schließlich mit 2:1 in der Verlängerung durch. Dieses Spiel steht am Ende sinnbildlich für Neuers Fähigkeiten als mitspielender Torwart. Die Presse feiert ihn danach als Libero, sein trockenes Statement: Ich helfe, wo ich kann. In diesem Fall bringt ihm diese Hilfe eine Kicker Note von 1,5 und den Spieler des Spiels Award.
FAZIT: Während Kahn im Achtelfinale eine stabile Leistung abliefert, bringt Neuer eine herausragende auf den Platz. Mit seiner beherzten Art und vollem Fokus ist er der entscheidende Faktor für den deutschen Einzug ins Viertelfinale. Die Runde der letzten 16 geht an den Schnapper, wie Neuer oft von seinen Kollegen genannt wird. FAZIT VORTEIL NEUER.
NEUER MIT UNORTHODOXER SPIELWEISE IM ACHTELFINALE
DIE GEBURT DES TITAN
Jetzt ist alles möglich. Dieses Zitat stammt von Oliver Kahn und wird nach dem knappen Achtelfinal Sieg gegen Paraguay aufgenommen. Er hat es auf die Titelchancen der deutschen Elf in Asien bezogen, genausogut hätte er es aber auch auf seine eigene Leistung im Viertelfinale gegen die USA beziehen können. Denn die war nicht von dieser Welt. Die Leistung in der deutschen Defensive ist während des Spiels an ihrem Tiefpunkt angekommen. Auch frischer Wind mit Sebastian Kehl ändert daran wenig. Und so muss Kahn eine Großchance nach der anderen vereiteln. Mehrmals rettet er gegen freistehende Amerikaner vor seinem Kasten, dazu vereitelt er mehrere gute Kopfball Chancen. Es ist einfach unmenschlich, was der Titan in diesem Spiel hält. Die Amerikaner sind gegen die Deutschen haushoch überlegen und trotzdem zieht die DFB-Elf am Ende ins Halbfinale ein. Und das hat ganz genau einen Grund: Oliver Kahn.
Mit Frankreich wartet auf das deutsche Ensemble ein richtiges Kaliber in der Runde der letzten acht. Und tatsächlich muss Manuel Neuer all sein Können aufwenden um die Nationalelf im Spiel zu halten. Mit unglaublich ruhiger Ausstrahlung und starken Paraden gegen Valbuena und Benzema zeigt Neuer mal wieder warum er 2014 der beste Torwart der Welt ist. Die Leistung gegen Frankreich hat das Prädikat Weltklasse verdient und Neuer erhält nicht unverdient vom Kicker eine glatte 1,0. Deutschland zieht ins Halbfinale ein und dort wartet genau wie 2002 der Gastgeber des Turniers, in diesem Fall Brasilien.
FAZIT: Manuel Neuer hat gegen Frankreich eine herausragende Leistung gezeigt, eine der besten der WM 2014. Das einzige Prädikat, was dazu passt ist Weltklasse. Was allerdings Oliver Kahn gegen die USA gezeigt ist wahrscheinlich sogar noch eine Kategorie darüber. Für mich persönlich die beste Leistung, die ich je von einem Torwart gesehen habe. Daher geht diese Runde, wenn auch wieder hauchdünn und auf allerhöchstem Niveau, an den Vulkahn. VORTEIL KAHN.
DIE MENSCHEIT WUSSTE VORHER NICHT DASS EIN TORWART SO HALTEN KANN
SO GEHEN DIE DEUTSCHEN INS FINALE
Die deutsche Nationalelf trifft im Halbfinale 2002 auf den Gastgeber Südkorea. Trotz absolut durchwachsener Leistungen steht das Team von Chefcoach Rudi Völler und Assistent Michael Skibbe unter den letzten vier. Kapitän Oliver Kahn sei dank. Überraschenderweise zeigt sich die deutsche Elf gegen die Asiaten stark verbessert und bezwingt die Gastgeber völlig verdient durch einen Elfmeter von Michael Ballack mit 1:0. Kahn zeigt erneut eine starke Leistung und entschärft alles was auf sein Gehäuse kommt. Bisher hat der Titan erst ein einziges Gegentor während dieser Endrunde kassiert und einen immensen Beitrag zum siebten deutschen Finaleinzug bei einer WM geleistet. Man kann es nicht oft genug sagen. Und nochmal zur Erinnerung: Bei dem einzigen Gegentor war Kahn eigentlich machtlos und hätte es trotzdem noch fast verhindert. Der Kicker vergibt an Kahn für seine Leistung gegen Korea eine 2,0.
Das Halbfinale 2014 ist das legendäre 7:1 gegen Brasilien. Zu einer der besten Partien, die je eine deutsche Mannschaft auf den Platz gezaubert hat, ist an sich schon alles gesagt. Manuel Neuer hält das ein oder andere Mal glänzend gegen die Gastgeber und erhält am Ende hierfür vom Kicker eine glatte 1,0. Was völlig verdient ist. Vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit tritt er nochmal stark in Erscheinung und sorgt dafür, dass sein Team beim Stand von 5:0 nicht die Spannung verliert. Neuer ist ein anderer Leader als Kahn, aber einer der die deutsche Mannschaft zu einem ihrer größten Siege aller Zeiten führt.
FAZIT: Neuer ist Teil einer bärenstarken Mannschaft und eines heroischen Sieges, während Kahn und Co. relativ nüchtern in das Finale einziehen. Neuer zeigt zwar vielleicht eine Glanzparade mehr als Kahn und erhält im Strom der Euphorie vom Kicker eine 1,0, Kahn hält aber nicht minder schlecht und am Ende steht bei ihm die null. Hier geht keiner der Goalies als Sieger hervor. FAZIT UNENTSCHIEDEN.
NEUER GEGEN BRASILIEN UNTERMALT MIT NETTER MUSIK
ZEIT GESCHICHTE ZU SCHREIBEN
Es ist tragisch und unvergessen. Das Bild von Oliver Kahn wie er nach dem verlorenen WM-Finale an den eigenen Pfosten gelehnt einfach nur dasitzt. Was habe ich nur für einen Scheissjob, sind die Gedanken die er in diesem Moment hat. Man kann ihm wohl nur beipflichten. Kahn führt eine maximal durchschnittliche deutsche Mannschaft zusammen mit Michael Ballack in das größte Spiel, dass es für einen Fußballer zu spielen gibt. Dort angekommen bringt er mit einem kapitalen Bock den Favoriten in Front und Deutschland um die Chancen auf einen erneuten WM-Sieg. Was oft vergessen wird, bis zur 67. Minute hat Kahn mal wieder ein starkes Spiel gemacht und einige Großchancen entschärft. Kahn hält also insgesamt sechs Spiele und bis zu eben dieser 67. Minute auf höchstem Niveau nahezu unmenschlich. Doch so wird er durch diese eine Unachtsamkeit zum tragischen Helden in seinem vorletzten WM-Spiel. Gerüchte über eine mögliche Verletzung Kahns vor dem Spiel machen zwar die Runde, erweisen sich aber als haltlos. Kahn selbst sagt er hatte zwar ein kleines Problem am Finger, aber mit solchen Verletzungen hat er bereits hundert mal gespielt.
2014 geht Deutschland nach dem Kantersieg gegen Brasilien als Favorit ins Finale gegen die Gauchos um Lionel Messi. In einem brutal spannenden Spiel auf Augenhöhe zeigt der Nationalkeeper eine stabile Leistung. Das ein oder andere Mal trifft er vielleicht eine falsche Entscheidung, als er beispielsweise Higuain im eigenen Strafraum umrennt, doch keine von diesen wird nennenswert bestraft. Am Ende des Tages ist Argentinien relativ harmlos und Neuer ist Weltmeister. Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss und der Kicker verteilt hier eine 3,0. Die Tatsache, dass dies von den Experten aus Nürnberg als Neuers schwächste Turnierleistung gewertet wird, zeigt wie stark seine gesamte WM ist. Neuer ist 2014 der beste Torwart der Welt und stellt dies beim Turnier eindrucksvoll unter Beweis. Dazu revolutioniert er mal eben das Torwartspiel als mitspielender Torwart und wird weltweit gefeiert.
FAZIT: Neuer bringt im Finale eine solide Leistung und führt Deutschland zum vierten WM-Titel. Für 67 Minuten kann man ersteres von Kahn auch sagen, aber sein Patzer gibt hier ganz klar den Ausschlag. VORTEIL NEUER.
FAZIT
In unserem Vergleich trennen sich die beiden Torwart Legenden mit 3:3, nicht das erhofft klare Ergebnis. Im Nachgang wird Oliver Kahn in Asien zum Spieler des Turniers gewählt. Eine Ehre, die vor und nach ihm keinem anderen Torwart mehr zuteil wird. 2014 gewinnt Messi die Auszeichnung und Neuer wird “nur” bester Torwart des Turniers. Kahn wird außerdem noch Zweiter bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres, Neuer wird hier 2014 Dritter. Bis heute sind sie die einzigen beiden Torhüter, die es in die TOP Drei dieser historischen bedeutenden Wahl geschafft haben. Sind Kahns größere individuelle Auszeichnungen ein Indiz dafür, dass seine WM besser war als die Neuers? Ich meine, haltet euch das mal vor Augen: Oliver Kahn wird 2002 TROTZ seines riesigen Patzers zum Spieler des Turniers gewählt. TROTZ der Tatsache, dass mit Ronaldo ein Stürmer acht Tore, davon viele entscheidende, geschossen hat. Wir diskutieren hier TROTZ der Tatsache, dass Deutschland nur Vize-Weltmeister geworden ist wie gut die WM Leistung von Kahns wirklich ist. Sicher spielt für die Wahrnehmung von Kahns Leistung auch die absolute Durchschnittlichkeit des sonstigen deutschen Teams eine Rolle. Solch ein Team, mit Hilfe von Michael Ballack und gelegentlichen Ausreißern anderer Spieler nach oben, in das Finale zu hieven ist einfach unglaublich. Ohne Kahn wäre das deutsche Team vielleicht schon in der Gruppe oder im Achtelfinale, ganz sicher aber im Viertelfinale rausgeflogen. Meiner Meinung nach hat Kahn 2002, wenn auch hauchdünn, eine noch stärkere WM gespielt als Neuer 2014. Ist er deshalb automatisch der bessere Torwart als Manuel Neuer? Ich glaube nicht.
OLIVER KAHN IN ZAHLEN
Es gibt genug Gründe die im direkten Vergleich für Neuer sprechen. Seine spielerischen Fähigkeiten sind unbestritten deutlich besser als die Kahns. Bessere und teilweise überragende Spieleröffnung, dazu besseres Zusammenspiel mit den Feldspielern. Dazu verfügt über eine extrem hohe Spielintelligenz. Er läuft sich im richtigen Moment frei, bietet sich an und denkt mit. Neuer hat das Ideal des mitspielenden Torhüters, was einst von Edwin Van der Sar eingeführt wurde, auf ein ganz neues Level gehoben. Auch in Sachen Titeln und Trophäen muss sich Neuer vor dem Titan in keinster Weise verstecken. Schon jetzt ist er hier auf einem Level mit der Bayern Legende und wird in den nächsten Jahren vermutlich noch vorbeiziehen. Genauso in Sachen Statistiken und Rekorden. Hier wird er den Vulkahn vermutlich in der nächsten Saison in den wichtigsten Kategorien überflügeln, wenn er von Verletzungen verschont bleibt. Auch rein torwart technisch muss sich der Schnapper vor Kahn nicht verstecken. In Sachen Stellungsspiel und Reflexen auf der Linie sind die beiden Ausnahme Keeper absolut auf Augenhöhe. Während Kahn aggressives Leadership bevorzugt, ist Neuer eher ruhig und strahlt Ruhe aus. Beides zeigt seine Wirkung. Gibt es also auch genug Argumente die für Manuel Neuer sprechen? Ja, die gibt es. Sogar so viele, dass es eigentlich keine zwei Meinungen gibt wer am Ende des Tages der bessere Torwart ist für eine Mannschaft im heutigen Spitzenfußball ist.
MANUEL NEUER IN ZAHLEN
Also wo stehen wir nun am Ende des Tages? Für mich persönlich ist Manuel Neuer der bessere Mann. Sein Gesamtpaket ist einfach unglaublich, allein mit seiner voraus denkenden Spielweise erstickt er schon unzählige Großchancen in der Entstehung im Keim. Er ist ein Torwart Genie, dass es in dieser Form nie zuvor gegeben hat. Er wird am Ende es Tages, dass noch größere Vermächtnis hinterlassen als Oliver Kahn.
Doch versetzt Euch mal in die Lage eines Bundestrainers vor einem großen Turnier. Unabhängig davon wer von den beiden besser in euer Spielsystem passt, welchen der beiden Torhüter würdet ihr in den Kasten stellen? Trotz aller rational klaren Argumente für Manuel Neuer, würde ich mich am Ende für die nahezu unmenschliche 2002er Version von Oliver Kahn entscheiden. Seine Leistung war einfach nicht von dieser Welt. Doch so eng dieser Vergleich auch sein mag, eine Sache stellt er mal wieder klar: Die Deutschen haben einfach die besten Torhüter!
SEHR EMPFEHLENSWERTE DOKUMENTATION ÜBER DIE DEUTSCHEN TORHÜTER
DAS BUCH über Oliver Kahn | DAS BUCH über Manuel Neuer
Quelle Titelbild: commons.wikipedia.org – Steindy
ROMAN HORSCHIG
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