Roy Jones Homepage | Roy Jones bei BoxRec | Credits Titelbild Aberro Creative

Mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz und dem Mariposa Boxing Club

Es ist der 28. Januar 1974, als sich das Leben eines kleinen Jungen im heimischen Wohnzimmer in Pensacola, Florida für immer verändert. Es boxen Muhammad Ali und Joe Frazier im Madison Square Garden und der Junge ist so fasziniert von dem Gefecht, dass er sich in das Boxen verliebt. Von diesem Tag an hat er einen Traum: Er will selber ein ganz großer Kämpfer werden!

Mehr als vierzehn Jahre später, der 14. Oktober 1988. Der Junge ist erwachsen geworden und steht im Finale der olympischen Spiele in Seoul dem Lokalmatador Si Hun Park gegenüber. Bisher hat er in unglaublich beeindruckender Manier jede Runde auf dem Weg in den Finalkampf für sich entschieden. Und auch im Finale ist er der Dominator im Ring. Er landet insgesamt 86 Treffer, sein Gegner nur 32, die amerikanischen Kommentatoren feiern schon die nächste Goldmedaille. Doch bei der Urteilsverkündung bleibt der Arm des jungen Mannes unten, der den Kampf für alle offensichtlich ganz klar gewonnen hat. Si Hun Park wird Olympiasieger, in einem Urteil was als eines der größten Fehlentscheidungen in die Geschichte des Olympischen Boxens eingeht. Der junge Mann ist am Boden zerstört, versteckt seine Tränen unter seinem weißen Handtuch. In diesem Moment beschließt er, dass sein Traum ausgeträumt ist. Über ein Jahrzehnt hartes Training für diesen Moment, verloren durch Korruption. Er entscheidet sich nach diesem Rückschlag für immer mit dem Boxen aufzuhören. Ihr ahnt es schon, die Rede ist von Roy Jones jr. Für viele der beste Halbschwergewichtler aller Zeiten, für manche der größte Boxer überhaupt.

HARTE SCHULE

Es waren nur Schmerzen den ganzen Tag, jeden Tag. Ich hatte so eine Angst vor meinem Vater. Jeder Tag war gleich: Schule, Hausaufgaben, Farmarbeit, Training. Verletzt werden oder sterben war vielleicht besser, als das Leben das ich lebte. Deshalb wurde ich so ein Draufgänger. Ich würde alles tun, es machte eh keinen Unterschied.*

Roy Levesta Jones jr. erblickt am 16. Januar 1969 in Pensacola, Florida die Welt. Er wächst auf der heimischen Farm auf, umgeben von Schweinen, Pferden, Rindern und seinen vier Geschwistern. Sein Vater ist ein Vietnam Kriegsveteran mit bronzenem Stern, den er für die Rettung eines Kameraden erhalten hat. Später legt er auch noch eine mittelmäßig erfolgreiche Karriere als Profiboxer hin. Ein Krieger, der für seinen Sohn nur eines im Sinn hat: Erfolg!

Der junge Jones beginnt bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Boxtraining, mit zehn bestreitet er seinen ersten Wettkampf. Sein Vater drillt ihn bis zum Umfallen, eine gelegentliche Tracht Prügel mit in begriffen. Jones boxt von Anfang an nur gegen größere und stärkere Gegner, sein erster Kontrahent ist vier Jahre älter als er und wiegt 16 Pfund mehr. Sein Vater erzieht Jones mit einem armeeartigen Regime, bereits mit acht Jahren muss der Junge einen Bullen reiten. Ein extrem hartes Training, was sich boxerisch aber auszahlt. Jones gewinnt zweimal die Golden Gloves, bevor er sich 1988 für die olympischen Sommerspiele in Seoul qualifiziert.

Mit 19 Jahren ist er zwar der jüngste Athlet im gesamten amerikanischen Boxkader, aber auch der schnellste. Dazu genießt er den Frieden das erste Mal wirklich länger außerhalb der Obhut seines Vaters zu sein. Er will um jeden Preis Gold gewinnen um endlich unabhängig zu werden. Und der Amerikaner boxt in Asien überragend und wird nur durch das korrupte Urteil der Kampfrichter gestoppt. Dazu kommen, trotz seines jungen Alters, starke Fähigkeiten als Anführer. Er wirkt auf seine Teammitglieder als wäre er durch härtere Schulen gegangen, als alle Ghettokinder im US-Kader. Oft fragen sie ihn nach seinem Rat. Seinen Entschluss die Boxkarriere zu beenden, wirft er nach der Ankunft im heimischen Florida schnell wieder über Bord. Er wird wie ein Held empfangen, im ganzen Land schenken ihm die Amerikaner Goldmedaillen. Jones beschließt Profi zu werden. Seine überragende Bilanz als Amateur liegt bei 121 zu 13. Immer an seiner Seite: Sein Trainer, Manager und Vater Roy Jones Sr.

*Alle Zitate zu Beginn eines jeden Abschnitts sind von Roy Jones jr.

Quelle: https://royjonesjrofficial.com/gallery/

EIGENER CHEF

Ich will Dinge tun, von denen keiner glaubt, dass ich sie tun kann. Das tun Champions. Ein Krieger ist jemand, der bis zum Tod kämpft. Das ist mein Vater. Aber ein Champion ist jemand, der sich jeder Situation anpassen kann und gewinnt. Und das bin ich.

Am 6. Mai 1989 gibt der Amerikaner sein Profidebüt im heimischen Pensacola. Und Jones räumt einen Gegner nach dem anderen aus dem Weg. Dem immer überlegenen Amerikaner geht es karrieretechnisch allerdings nicht schnell genug. Sein Vater will die Sache langsam und sicher angehen, stellt seinen Sohn nicht vor die wirklich großen Herausforderungen. Der Konflikt zwischen den Beiden schwelt schon lange in der Luft, schon zu Beginn der Profikarriere will sich Jones von seinem Vater trennen. Doch seine Mutter stimmt ihn im letzten Moment um. Jones sagt in Interviews bis heute, sein Vater hat es nie geschafft ihn wie einen erwachsenen Mann zu behandeln. Die Erschießung von einem sich in Jones Obhut befindenden Rottweilern bringt das Fass schließlich zum Überlaufen. Der Hund hat Jones kleine Schwester leicht in den Arm gebissen, die Wunde verheilt schnell. Doch Roy Jones Sr. kennt keine Gnade, er geht zu Jones Haus und erschießt den Hund. Was folgt ist nicht nur die Trennung auf beruflicher Ebene, sondern ein kompletter Cut. Für viele Jahre reden die beiden kein Wort mehr miteinander. Die knallharte Erziehung, die Jones Sr. nicht anders kennt und die nur zum Besten seines Sohnes sein sollte, hat einen tiefen Keil zwischen die beiden getrieben. Doch die Trennung bedeutet für Roy Jones jr. auch etwas anderes: Den Segen der Unabhängigkeit.

Jones wird ab diesem Zeitpunkt von Alton Merkerson, dem Trainer der Olympiaauswahl Amerikas von 1988, betreut. Und der WM-Kampf, den er sich gewünscht hat, lässt nicht lange auf sich warten. Am 22. Mai 1993 trifft der 24-jährige Jones auf Bernard Hopkins. Hopkins ist seit 22 Kämpfen ungeschlagen, doch Jones ist im Ring der klar bessere Mann. Der aufstrebende Boxer aus Florida gewinnt deutlich nach Punkten. Von da an kann er sich IBF-Weltmeister im Mittelgewicht nennen. Jones erklärt später, er habe Hopkins trotz gebrochener Hand geboxt und besiegt. Jones besticht durch extrem gute Ringintelligenz und Beweglichkeit, sein größtes Alleinstellungsmerkmal ist allerdings seine atemberaubende Geschwindigkeit. In den Beinen, aber vor allem in den Fäusten. Auch seine nächsten vier Kämpfe gewinnt der Amerikaner deutlich und trifft schließlich in einem Kampf um die Krone im Supermittelgewicht auf den in 46 Kämpfen ungeschlagenen James Toney. Es wird der Kampf werden, der Jones Karriere für immer verändert.

POUND FOR POUND NUMMER EINS

Ich gebe meinen Hähnen nur das allerbeste Essen. Ich gebe Ihnen alles was sie wollen, bevor ich von Ihnen das Opfer des Kampfes auf Leben und Tod verlange. Mach einem Hahn das Leben komfortabel und er wird sich den Arsch für Dich aufreißen. Mehr verlange ich nicht von HBO, sie verstehen es nur nicht.

Flashback, 15 Jahre zurück. Auf der elterlichen Farm in Pensacola und in nächster Umgebung finden regelmäßig Hahnenkämpfe statt, bei denen Roy Jones jr. ständiger aufmerksamer Zuschauer ist. Er ist in jungen Jahren vom Kämpfen fasziniert und beobachtet die Duelle der Tiere mit Adleraugen. Er wird sich viel von der Kampfmentalität der Hähne abschauen. Und vor allem eine Regel verinnerlichen: Gewinnen oder Sterben.

Zurück im Profigeschäft: 18. November 1994, MGM Grand Las Vegas. Roy Jones jr. trifft auf James Toney, der zu dieser Zeit von nahezu allen Experten als der beste Boxer im Supermittelgewicht angesehen wird. Es geht um die IBF-Weltmeisterschaft und Jones ist das erste Mal in seiner Karriere der Underdog. Es ist der ultimative Test, den der legendäre HBO-Kommentator Larry Merchant nochmal für alle zusammenfasst: „Jones hat bisher alle schweren Gegner gemieden, wir wissen nicht ob er ein Superstar ist oder ein Schwindler.“ Der größte Mittelgewichtskampf seit Marvin Hagler gegen Sugar Ray Leonard wird sehnsüchtig von allen Boxfans erwartet. Doch es passiert genau das, womit nur wenige gerechnet haben. Roy Jones jr. dominiert seinen Landsmann im Ring, reizt ihn mit provokanten Gesten und ist ihm vor allem in Sachen Geschwindigkeit vollkommen überlegen. Er siegt klar nach Punkten und das angesehene Ringmagazin wertet seine Performance, als die dominanteste, die es in den letzten 20 Jahren in einem großen Boxkampf gegeben hat. Es ist der Kampf, durch den Jones in der breiten Öffentlichkeit in einem vollkommen anderen Licht gesehen wird.

Der Amerikaner ist nach seinem Sieg an der Spitze angekommen und macht keine Anstalten sie zu verlassen. Er unterschreibt den lukrativsten Fernsehvertrag, den je ein Boxer außerhalb der Schwergewichtsklasse unterschrieben hat und verteidigt seinen Titel sechsmal in den nächsten zwei Jahren. Und das oft auf eine Art und Weise, die die Boxwelt noch nie gesehen hat. Gegen Vinny Pazienza schafft Jones es als erster Boxer, seit es Aufzeichnungen von CompuBox gibt, während einer kompletten Runde nicht ein einziges Mal getroffen zu werden. Am Tag seiner Titelverteidigung gegen Eric Lucas am 15. Juni 1996 spielt Jones am Vormittag noch Basketball in der regionalen Liga und demontiert seinen Gegner am Abend trotzdem. Jones ist seinen Gegnern im Ring überlegen, vielleicht zu überlegen. Schon jetzt wünschen sich viele Fans, dass er ins Schwergewicht aufsteigt und gegen den legendären Iron Mike Tyson boxt.

Roy Jones jr. versus James Toney Ganzer Kampf

Roy Jones jr. versus Bernard Hopkins Ganzer Kampf

DER DRITTE STREICH

Can’t be touched, Can’t be stopped, Can’t be moved, Can’t be rocked, Can’t be shook.

Wir befinden uns Mitte der neunziger Jahre und Jones ist im Boxen das Maß aller Dinge. Er sitzt mit einem guten Freund am heimischen See und angelt, sein Gegenpol zu den mit Adrenalin vollgepumpten Boxarenen. „Was wäre ich für ein Vorbild für meine Kinder, wenn mir irgendwer auf der Welt sagt was ich zu tun habe. Wenn ich Lust habe den ganzen Tag hier draußen zu sein und zu fischen, dann mache ich das.“, sagt Jones in einer ESPN Doku. Tatsächlich verzichtet der Mann aus Florida im Gegensatz zu vielen anderen großen Boxern auf einen Promoter, er managt sich seine komplette Karriere selbst. Sogar der große Don King ist bei mehreren Besuchen in Pensacola abgeblitzt.

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So ist es auch Jones selber, der beschließt einen Angriff auf einen Weltmeistertitel in einer dritten Gewichtsklasse zu wagen, dem Halbschwergewicht. Und auch hier gelingt es dem Mann aus Florida erneut zu triumphieren. Im Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft demontiert er seinen Landsmann Mike McCallum und liegt am Ende auf allen Punktzetteln mit 120 zu 107 vorne. Nach seinem Kampf dankt er wie immer Gott für seinen Sieg. Jones ist einfach nicht zu stoppen und zu dieser Zeit mit Abstand der populärste Boxer außerhalb des Schwergewichts. Kein anderer auf der Welt vereint Schlagkraft und Geschwindigkeit so wie er. Er macht Bewegungen im Ring, die Fans noch nie zuvor gesehen haben. Dazu legt er eine Disziplin an den Tag, die ihresgleichen sucht. Wer um alles in der Welt soll diesen Roy Jones jr. schlagen?

KEIN ENDE IN SICHT

Boxen ist nicht brutal, es ist eine Kunst. Gott hat mich mit unglaublicher Geschwindigkeit in den Händen gesegnet, die ich nutzen muss. Was soll ich sonst tun? Es gibt keine Handmelde Wettbewerbe!

Jones wird von all seinen Freunden und Kollegen aus dem Showbusiness als netter und sehr loyaler Mensch beschrieben. Oft wirkt er in Dokumentationen auch wie ein Spaßvogel, den man einfach gernhaben muss. Was allerdings passiert, wenn man den Amerikaner reizt, davon wird die Weltöffentlichkeit im Jahr 1997 Zeuge. Jones verteidigt seinen Titel im Halbschwergewicht das erste Mal im März des Jahres gegen den bis dato ungeschlagenen Montell Griffin. Griffin wird zu dieser Zeit von vielen Experten, als eines der der Top fünf Halbschwergewichte des Planeten gesehen. Jones ist zu diesem Zeitpunkt selbst in 34 Profikämpfen unbesiegt und klarer Favorit. Doch der Kampf in Atlantic City ist überraschend eng, Griffin hält gut mit. Erst in der neunten Runde legt Jones einen Zahn zu und schlägt seinen Kontrahenten zu Boden, alles sieht nach einem erneuten Sieg aus. Doch Jones schlägt auch dann noch auf Griffin ein, als dieser sich schon mit den Knien am Boden befindet. Er wird disqualifiziert und verliert seinen Titel. Griffin gibt sich nach dem Kampf großspurig, er sei der bessere Mann gewesen. Jones, der bei den Punktrichtern schon vor dem Niederschlag vorne liegt, erklärt er habe nicht genau gesehen ob Griffin bereits am Boden ist. Der Mann aus Pensacola will umgehend Revanche und bekommt sie.

Kaum fünf Monate später liegen die alle Augen der Boxfans mal wieder auf Roy Jones jr. Bekommen seine Kritiker erneut Wasser auf die Mühlen? Oder kann der Amerikaner Ihnen endlich den Wind aus den Segeln nehmen? Jones gibt die Antwort im Ring, und wie! Er demontiert Griffin und knockt ihn bereits in der ersten Runde mit einem krachenden linken Haken aus. Keine Spielereien, keine Showtime, einfach nur gnadenlos gutes Boxen. Jones, der gerne Harley fährt, hat nochmal einen draufgelegt und dominiert auch in den nächsten Jahren das Halbschwergewicht komplett. Er knockt während dieser Zeit unter anderem Virgil Hill und Reggie Johnson aus. Der Amerikaner vereinigt mit Ausnahme der WBO alle Weltmeistertitel der wichtigsten Verbände. Er ist der erste Mann seit einem gewissen Michael Spinks, dem dies gelingt. Immer wieder liebäugelt er mit einem Aufstieg ins Schwergewicht, die Namen Tyson, Lewis und Klitschko fallen regelmäßig. Doch Jones bleibt dem Halbschwergewicht lange treu und verteidigt seine Titel bis Ende 2002 noch zwölfmal, Rekord.

Legendäres Interview mit Roy Jones jr.

KÖNIGSKLASSE

Ich würde gegen Tyson nicht wegen der Show kämpfen, ich brauche das nicht. Sie können so hell mit dem Licht auf Dich scheinen, dass Du nicht mehr siehst wo Du stehst. Und wenn das Licht eines Tages ausgeht, siehst Du dass Du auf nichts stehst.

Jones wird immer wieder vorgeworfen, er boxe nur schwache Gegner. Wenn man auf seine Gegner Anfang des neuen Millenniums schaut, sicher kein aus der Luft gegriffener Vorwurf. Er reagiert darauf auf seine eigene Art und nimmt im Jahr 2002 ein Rapalbum auf. Auf der Single Ya’ll Must’ve Forgot rechnet er mit seinen Kritikern ab, um sich kurz darauf auch im Ring einer neuen Herausforderung zu stellen. Jones steigt ins Schwergewicht auf und stellt sich dem WBA-Weltmeister John Ruiz.

Ruiz weist zuletzt Siege gegen Kirk Johnson und Evander Holyfield auf, ist also alles andere als Fallobst. Jones will der erste Mann seit Bob Fitzsimmons mehr als hundert Jahre zuvor werden, der sich sowohl im Mittelgewicht als auch im Schwergewicht die Weltmeisterkrone aufsetzt. Allerdings ist Fitzsimmons bereits zwei Jahre im Schwergewicht aktiv bevor um die Weltmeisterschaft kämpft. Auch ein gewisser Oleksandr Usyk wird frühestens in seinem dritten Schwergewichtskampf in einem WM-Gefecht stehen. Doch Jones will es direkt wissen. Er legt in relativ kurzer Zeit 25 Pfund Gewicht zu und am 1. März 2003 boxen die beiden Kontrahenten zwölf Runden in Las Vegas um die Krone. Ruiz ist immer noch 27 Pfund schwerer als Jones. Es ist ein hochklassiger Fight und Roy Jones gewinnt am Ende deutlich nach Punkten. Jones hat das nahezu Unmögliche tatsächlich geschafft, er hat auch in der vierten Gewichtsklasse den Titel geholt.

Auch wenn Ruiz zu den schwächeren Weltmeistern dieses Jahrhunderts zählt, ist Jones Leistung nicht hoch genug zu bewerten. Der Mann, der 1988 im Halbmittelgewicht bis 71 Kilo bei Olympia gekämpft hat, ist 15 Jahre später bei den Buchmachern mit zwei zu eins Favorit gegen einen gewissen Mike Tyson. Im Interview nach dem Kampf sagt Jones: Gebt mir Tyson oder ich trete zurück!

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ALLES HAT EIN ENDE

Wenn Gott will, dass ich aufhöre muss er nur einen Doktor in der Mayo Klinik einen Gehirnschaden bei mir finden lassen. Nur ein kleines Zeichen von Trauma oder Gehirnschaden und ich bin raus.

Noch heute gibt es Gerüchte, dass der Tyson Kampf ganz kurz vor dem Abschluss steht, doch der unkonventionelle Jones überlegt es sich anders. Anstatt in der Königsklasse zu bleiben geht er zurück ins Halbschwergewicht und stellt sich dort dem bärenstarken Antonio Tarver. Den ersten Kampf kann Jones dank starkem Endspurt noch sehr umstritten nach Punkten gewinnen. Doch im zweiten Kampf passiert das Unglaubliche, Jones wird vom Mann aus Orlando in der zweiten Runde heftig ausgeknockt. Das rasante Zunehmen und der darauffolgende Gewichtsverlust haben selbst bei einem Roy Jones jr. ihren Tribut gefordert. Jones größte Stärke, seine Geschwindigkeit, ist nahezu verloren gegangen. Die Niederlage ist ein Erdbeben in der Boxwelt. Um es nochmal in Relation zu setzen, Jones hat zu diesem Zeitpunkt von 184 Kämpfen in seiner gesamten Boxkarriere nur 14 verloren. Dies sind alles knappe Niederlagen in Amateurkämpfen und die Disqualifikation gegen Griffin.

Doch der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist für immer verloren. Auch die nächsten beiden Kämpfe, einen davon erneut gegen Tarver, verliert Jones. In den folgenden Jahren boxt der Mann aus Pensacola weiter, schlägt unter anderem Felix Trinidad und Jeff Lacy. Allerdings verliert er auch einige Kämpfe, unter anderem gegen Joe Calzaghe und Bernard Hopkins. Er ist nur noch ein Schatten seines boxerischen Selbst. Nennenswerte Titel wird er nicht mehr gewinnen. Er beendet seine Karriere endgültig erst 2018 mit einem Sieg vor heimischem Publikum in Pensacola. Der Amerikaner boxt bis zu seinem 49ten Lebensjahr weiter, zuletzt allerdings nur noch gegen verschiedene Journeymen.

VERMÄCHTNIS

Mich interessiert mein boxerisches Vermächtnis nicht. Mir ist egal auf welchem Platz sie mich in der Liste der Besten aller Zeiten setzen, von mir aus können sie mich auf den letzten Platz setzen.

Das letzten Jahre der Karriere haben Jones Erbe etwas getrübt. Viele haben vergessen wie gut der Mann, der seit Anfang der 2000er Boxen für HBO live kommentierte, in seiner Prime war. Um Jones Fähigkeiten nochmal etwas anschaulicher darzustellen und in heutige Verhältnisse zu setzen: Auch ein gewisser Floyd Mayweather kommt während Jones Nummer Eins Status in seine boxerische Prime. Doch darüber Mayweather in der Pound for Pound Rangliste vor Roy Jones jr. zu setzen, wird nicht einmal ansatzweise nachgedacht. In seiner besten Phase ist Jones die Nummer Eins der Welt und danach kommen erst mit großem Abstand die nächstbesten Boxer wie Mayweather. Die Boxing Writers Assocation of America wählt Roy Jones jr. dann auch zum Fighter des Jahrzehnts in den neunziger Jahren. Bis heute hat Jones die meisten Titelvereinigungskämpfe im Halbschwergewicht gewonnen. Sein unnachahmlicher Stil und seine einzigartige Geschwindigkeit haben natürlich auch einen großen Teil zu seinem Legendenstatus beigetragen.

Für Jones ist Boxen immer eine Kunst gewesen, den Spaß sieht man ihm im Ring bis zuletzt an. Warum er seine Aussage nicht wahr gemacht hat, nach seinem größten Triumph zurückzutreten, werden wir wohl nie erfahren. Ich mag die romantische Vorstellung, dass Roy Jones jr. das Boxen einfach zu sehr liebt um damit aufzuhören. Derzeit trainiert der dreifache Vater aufstrebende Boxer wie Chris Eubank Jr. in seinem Gym in Pensacola.

Bei kaum einem anderen ehemaligen Boxprofi gehen die Meinungen über sein Können so sehr auseinander wie bei Roy Jones jr. Manche sehen ihn in den Top fünf der Größten aller Zeiten, bei anderen taucht er nicht mal in den Top 30 auf. Und tatsächlich sind in Roy Jones jr. Karriere einige Fragen offengeblieben: Warum hat er nie gegen Tyson geboxt? Wie wäre ein Kampf gegen Tarver ohne seinen vorherigen Aufstieg ins Schwergewicht wohl ausgegangen? Wie gut war er am Ende wirklich? Roy Jones jr. werden all diese Fragen wohl keine schlaflosen Nächte bereiten.

Roy Jones jr. Karriere Highlights

Roy Jones jr. Die besten zehn Knockouts

ROMAN HORSCHIG

Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.

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